"Oscar Niemeyer - Das Leben ist ein Hauch"

Rezensiert von Jörg Taszman · 13.01.2010
Er ist 102 Jahre alt und einer der bedeutendsten Architekten: Oscar Niemeyer. In dem sehr filmischen Interviewfilm kommt Oscar Niemeyer meist selbst zu Wort, erklärt seine Haltung zur Architektur, meint beispielsweise, ein guter Architekt müsse vor allem auch gut zeichnen können.
Dem Filmemacher Fabiano Maciel gelingt es, auch Laien die moderne Architektur Oscar Niemeyers näher zu bringen mit den gewagten, ausladenden Bögen und Rundungen und vor allem auch einen echten Charakterkopf in den Mittelpunkt zu rücken.

So musste Oscar Niemeyer jahrzehntelang Brasilien verlassen, als dort eine Militärjunta an die Macht kam und baute in Algerien, Frankreich und Italien extravagante Parteizentralen, Firmengebäude und Museen.

Bei allem Erfolg ist Oscar Niemeyer auch ein politisch denkender und engagierter Mensch, der sich beispielsweise in Brasilien mit den Landlosen solidarisiert und auch Denkmäler schuf. Über die wachsenden Städte in Brasilien äußert er sich kritisch und plädiert für einen Baustopp. Ewig können Städte nicht wachsen, sonst drohe der Kollaps.

Filmisch werden die Interviewsequenzen mit Archivmaterial und den Bauten Niemayers unterschnitten und auch die Musik von Joao Donato kann sich hören lassen. Auch dies ist ein überdurchschnittlich guter Dokumentarfilm, der die gewöhnlichen TV Dimensionen sprengt.

Brasilien 2007. Regie: Fabiano Maciel. Mitwirkende: Oscar Niemeyer, Bruno Contarini, Chico Buarque. Länge: 85 Minuten

Filmhomepage Oscar Niemeyer - Das Leben ist ein Hauch (port.)