Originalton - Stadtspaziergänge

Mit PeterLicht durch Köln

Der Schriftsteller und Musiker PeterLicht steht in seiner Heimatstadt Köln.
Der Schriftsteller und Musiker PeterLicht in seiner Heimatstadt Köln © Andi Hörmann
Von Andi Hörmann · 29.05.2017
Als Autor wie als Musiker singt PeterLicht das "Lob der Realität" - oder behauptet das zumindest. Bei seiner Suche nach dem Klang der Wirklichkeit hat Andi Hörmann ihn für unsere Reihe "Originalton" in seiner Heimatstadt Köln begleitet.
Ein auf dem Kopf stehender Bürostuhl, der durch den Raum fliegt: Das war eines der Bilder, mit denen PeterLicht - oder auch: Peter Licht - Anfang der Nullenjahre, als seine Karriere als Musiker durch die Decke ging, die Öffentlichkeit verwirrte. Damals war er noch ein Künstler, der sein Gesicht nie in den Medien zeigte und sich lieber als Bürostuhl vorstellte.
Doch die Zeiten des Versteckspiels sind längst vorbei: Die Realität ist das großes Thema von Peter Licht. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb erhält er vor einigen Jahren den Publikumspreis für "Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends". Seine literarischen Texte sind Collagen aus Geschichten und Gedichten, Tagebuchfetzen, Slogans und Songtexten.
Drei Bücher und ein halbes Dutzend Alben hat PeterLicht bisher veröffentlicht. Die Platten tragen Titel wie "Das Ende der Beschwerde", "Melancholie und Gesellschaft", "Lieder vom Ende des Kapitalismus". Und wenn er nicht gerade an neuer Musik arbeitet, dann schreibt Peter Licht fürs Theater: Seine Dramen werden auf renommierten Bühnen wie dem Maxim Gorki Theater in Berlin oder den Münchner Kammerspiele uraufgeführt.
Der Schriftsteller und Musiker PeterLicht steht vor der Kulisse seiner Heimatstadt Köln.
Charmante Annäherung an die Realität: mit dem Schriftsteller und Musiker PeterLicht unterwegs in Köln (Andi Hörmann)© Andi Hörmann
"Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck" hieß der erste große Hit von PeterLicht. Aber der Eskapismus, die Flucht aus dem Alltag, interessiert den in Köln lebenden Musiker und Schriftsteller nicht - höchstens als Phänomen unserer Zeit. Er befasst sich nämlich in erster Linie - mit der Wirklichkeit. "Lob der Realität" heißt sein 2014 erschienenes Live-Album.
Im gleichnamigen Buch (Blumenbar Verlag) huldigt er dem Alltag in kleinen Prosa-Texten und erzählender Lyrik. Aber auch seine seit 2016 drei mal im Monat erscheinende Kolumne in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung trägt den Titel: "Lob der Realität". Und darin setzt er sich dann zum Beispiel mit blinkenden Haushaltsgeräten oder Mehlschwitze auseinander.
Was ist also dran an der Realität, die PeterLicht hört, sieht, schmeckt und fühlt? Ist es bloß der banale Alltag? Sind es die menschlichen Abgründe unseres Lebens? Ist es der sensible Blick des Musikers und Schriftstellers auf die Welt? Von allem vielleicht etwas, doch vor allem ist es eine subjektive und sehr charmante Annäherungen an die Wirklichkeit, die in der Fantasie des Künstlers immer auch etwas mit der Fiktion verschwimmt und zur "Lob der Realität" wird.
Für die "Lesart" hat Andi Hörmann diese Woche PeterLicht mit dem Mikrofon begleitet: Alltag zum Hören, für die Rubrik "Originalton": Am Brüsseler Platz lobt PeterLicht die wuselnde Menschenmenge, im belgischen Viertel erzählt er eine Geschichte von einer mysteriösen Begegnung mit der Ententanz-Melodie, am Aachener Weiher wundert er sich über eine merkwürdige soziale Skulptur, und beim Kaffeetrinken verrät PeterLicht ein Geheimnis: Er kann Gedanken lesen. Auf jeden Fall seine eigenen. Vielleicht aber auch die der Passanten.
Teil 1: "Ich wär' gern Kapitän"
Teil 2: Der Klang der Realität
Teil 3: Gedankenlesen im Alltag
Teil 4: Ententanz
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