Operette " Viktoria und ihr Husar" in München

Lachsalven aus dem Orchestergraben

Susanne Seimel (O Lia San), Christoph Filler (Graf Ferry Hegedüs auf Doroszma) und das Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz in "Viktoria und ihr Husar"
Susanne Seimel (O Lia San), Christoph Filler (Graf Ferry Hegedüs auf Doroszma) und das Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz in "Viktoria und ihr Husar" © Christian POGO Zach
Von Franziska Stürz · 16.06.2016
Als "schwere Geburt" bezeichnete der Intendant des Gärtnerplatztheaters in München die Inszenierung von "Viktoria und ihr Husar". Doch ihm ist mit seiner Version der Operette von Paul Abraham ein faszinierendes Wechselspiel zwischen Drama und ausgeflippter Klamotte gelungen.
Gärtnerplatztheater-Intendant und Regisseur Josef E. Köpplinger ging eineinhalb Jahre lang mit seiner Fassung von "Viktoria und ihr Husar" schwanger und bezeichnet die Arbeit daran als "schwere Geburt". Auf 1 Stunde 45 Minuten hat er die Liebesgeschichte des ungarischen Husaren Stefan Koltay und seiner Verlobten Veronika zur Zeit des ersten Weltkrieges gerafft, ohne dabei viel von Paul Abrahams außergewöhnlich schillernder Musik wegzulassen.
Die changiert zwischen melodramatisch schwelgerischem Operettenklang und frecher, spritziger Revue mit Jazzband im Orchester und vielen folkloristischen Zitaten. Dirigent Michael Brandstätter und das Orchester servieren diese wilde Mischung mit großem Schwung und zu " Mausi, süß warst du heute Nacht" kommen die Lachsalven sogar von den Musikern aus dem Graben. Viktoria und ihr Husar kommt quicklebendig und opulent auf die Bühne des Münchner Prinzregententheaters.
Köpplinger hat sich eine neue erzählerische Klammer ausgedacht, denn er misstraut dem Anfang des Stückes, in dem die zum Tod verurteilten Ungarn im Tausch für eine Geige aus russischer Gefangenschaft freigelassen werden. Köpplinger lässt den Husaren um sein Leben erzählen, was geschehen würde, wenn der Kosakenleutnant Petroff ihn gehen ließe.

Eine flotte Tanznummer nach der anderen

Die Bühnenbildner Karl Fehringer und Judith Leikauf haben ein realistisch-düsteres sibirisches Lagergebäude aufgebaut, in dem es eine alte Bühne gibt. Durch die bricht mit Beginn der Erzählung ein Farbenrausch aus opulenten, überspitzten Kostümen von Alfred Mayerhofer, in denen das bestens aufgelegte Solistenensemble, Tänzer und Chor eine flotte Tanznummer nach der anderen aufs Parkett zaubern.
Erst ist man in Japan mit hopsenden Sumoringern, dann folgt das elegante St. Petersburg, wo sich das Liebespaar in Abendgarderobe aussprechen muss und Raum ist für große opernhafte Momente, die Daniel Prohaska als Stefan und Alexandra Reinprecht als Viktoria auch stimmlich perfekt ausfüllen.
Für den Spaß sorgen die beiden komischen Paare, besonders Christoph Filler als Ferry mit Peter Alexander Qualitäten und Josef Ellers als äußerst beweglicher Janczy. Immer wieder unterbricht Köpplinger kurz die Handlung und blendet zurück in das russische Lager. Der Wechsel zwischen Drama und ausgeflippter Klamotte ist faszinierend und die Spannung hält bis zuletzt im pausenlosen Abend, den das Münchner Publikum spürbar genossen hat.
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