Oper von Giacomo Meyerbeer

Uraufführung "Die Hugenotten" vor 180 Jahren

Der Komponist Giacomo Meyerbeer in einer zeitgenössischen Darstellung.
Der Komponist Giacomo Meyerbeer in einer zeitgenössischen Darstellung. © picture alliance / dpa / Grayscale
Von Michael Stegemann · 29.02.2016
Nach dem Triumph seiner Oper "Robert le Diable" ließ sich Giacomo Meyerbeer mehr als vier Jahre Zeit, um Paris seine nächste "Grand Opéra" zu präsentieren. Und der Coup gelang: "Les Huguenots", heute vor 180 Jahren uraufgeführt, schlug alle damaligen Rekorde.
Jeder Triumph setzt einen Autor unter Druck – je größer, desto mehr. Wie lange dauert es, bis er sein nächstes Werk liefert? Was wird es sein? Und vor allem: Wird er den Erfolg wiederholen können?
Meyerbeers Oper "Die Hugenotten" - erfolgreich beim Pariser Publikum
Nach der spektakulären Premiere von "Robert le Diable" im November 1831 ließ Giacomo Meyerbeer sein Publikum mehr als vier Jahre auf seine nächste Oper warten. Dann aber – am 29. Februar 1836 – war es endlich so weit: An der Pariser Opéra kamen "Les Huguenots" heraus, "Die Hugenotten".
Und nach fünf Akten und 5½ Stunden stand fest, dass sich das lange Warten gelohnt hatte: Die neue Oper des Monsieur Meyerbeer war womöglich noch erstaunlicher, noch farbenprächtiger, noch großartiger als es "Robert le Diable" gewesen war!
"Wahre musikalische Enzyklopädie" seiner Zeit
Selbst der sonst so kritische Hector Berlioz rühmte "Les Huguenots" als "wahre musikalische Enzyklopädie", und Heinrich Heine jubelte:
"Erst durch dieses Werk gewann Meyerbeer sein unsterbliches Bürgerrecht in der ewigen Geisterstadt, im himmlischen Jerusalem der Kunst. […] Seit Mozarts Don Giovanni gibt es gewiss keine größere Erscheinung im Reiche der Tonkunst."
Lyrische Arien wechseln sich gekonnt ab mit monumentalen Szenen
Tatsächlich hatten der 1791 in Tasdorf bei Berlin geborene Meyerbeer, der seit 1824 in Paris lebte, und sein Librettist Eugène Scribe alles bedacht, was eine große Oper ausmacht: Vor dem Hintergrund der blutigen "Bartholomäusnacht" von 1572 – dem Pariser Massaker der Katholiken an den protestantischen Hugenotten – entspinnt sich die tragische (und tödlich endende) Liebesgeschichte zwischen dem Protestanten Raoul de Nangis und der Katholikin Valentine de Saint-Bris. Große Arien und spektakuläre Chor- und Massenszenen wechseln einander ab – die einen so anrührend wie Raouls "Plus blanche que la blanche hermine" mit der ungewöhnlichen Begleitung einer Viola d’amore.
Lyrische Arien auf der einen Seite, und auf der anderen so monumentale Szenen wie die "Schwerterweihe" der Katholiken.
Und wie ein roter Faden zieht sich der Luther-Choral "Ein' feste Burg ist unser Gott" durch die fünf Akte.
In Deutschland gibt es viele Verächter des Werkes
Vor allem in seiner Heimat Deutschland gab es viele Meyerbeer-Verächter, die sich darüber empörten – zum Beispiel Robert Schumann:
"Aber mit welchem Widerwillen mich das ganze erfüllte, kann ich gar nicht beschreiben. Ich bin kein Moralist, aber einen guten Protestanten empört's, sein teuerstes Lied auf den Brettern abgeschrien zu hören; ihn empört es, das blutigste Drama seiner Religionsgeschichte zu einer Jahrmarktsfarce heruntergezogen zu sehen."
Was nichts daran änderte, dass Meyerbeers (heute leider nur noch selten gespielte) "Hugenotten" einer der größten Opernerfolge des 19. Jahrhunderts blieben. Allein an der Pariser Opéra erreichten sie 1899 als erstes Werk die tausendste Aufführung.