Oper "La Damnation" in Paris

Die Wirrheit von Herrn Hermanis

Alvis Hermanis
Der lettischen Theaterregisseur Alvis Hermanis 2013 in Salzburg. © imago/Rudolf Gigler
Von Franziska Stürz · 08.12.2015
Nach seiner Äußerung, Flüchtlinge seien potentielle Terroristen, musste der lettische Theaterregisseur Alvis Hermanis viel Kritik einstecken. Jetzt hatte die von ihm inszeniert Oper "La Damnation" von Hector Berlioz an der Pariser "Opéra Bastille" Premiere.
Zuletzt hatte der europaweit anerkannte Theaterregisseur Alvis Hermanis das Engagement vieler deutscher Theater für Flüchtlinge kritisiert. Weil auch das Hamburger Thalia sich für geflüchtete Menschen engagiert, sagte Hermanis dort eine geplante Inszenierung sogar ab. Für seine fremdenfeindliche Haltung wurde der 50-jährigen Lette vor allem in deutschen Feuilleton scharf kritisiert.
Skandal in Pariser Zeitungen kein Thema
Im Vorfeld der Opernpremiere von "La Damnation" habe das Thema in den Pariser Zeitungen aber keine Rolle gespielt, sagte Frankreichkorrespondentin Franziska Stürz im Deutschlandradio Kultur.
"Tatsächlich konnte man aber in der Aufführung durchaus spüren, dass im Publikum etwas bekannt war von diesem deutschen Skandal. Die französische Presse hat im Moment genug zu tun mit dem Ergebnis der Regionalwahlen und den Rechten, die dort gewonnen haben", erläuterte Franziska Stürz die Situation in Paris.
Buh-Rufe für Oper
Zur Inszenierung selbst von "La Damnation" hatte das französischen Publikum aber eine eindeutige Meinung.
"Man kann sagen, die Franzosen haben trotzdem Herrn Hermanis jetzt mit einem Buh-Sturm vom Hof gejagt. Unabhängig von dem Skandal in Deutschland, oder von dem, was er in Deutschland jetzt gesagt oder wie er sich da geäußert hat. Denn er hat es tatsächlich gewagt, dieses Stück äußerst extrem auf die Bühne zu bringen", sagte Franziska Stürz.
Physiker Stephen Hawking als Faust
So stelle er in der Oper, die ursprünglich auf Faust I von Johann Wolfgang von Goethe zurückgeht, die Figur des Physikers Stephen Hawking in den Vordergrund. Man befinde sich mit Hawking auf der Bühne, der den Faust mit verkörpere. Des Weiteren werde eine Videoinstallation mit Bildern von Gräsern, Fischen, Ameisen und Mäusen im Labor gezeigt.
"Das Ganze konzentriert sich dann auf die Welt als Labor, die verlassen werden soll. Das ist auch ein Zitat von Stephen Hawking. Wenn die Menschheit überleben will, muss sie sich in neue Gefilde aufmachen. Das wird dann immer in Schriftzügen auf den Vorhang projiziert und kommentiert und letztendlich beginnen wir eine Vorbereitung zur Reise auf den Mars", so Franziska Stürz zur Handlung der Oper.
Zudem gibt es noch einen Chor, der in den langen Instrumentalszenen auf der Bühne tanzt. Das sei alles etwas zu viel, so das Fazit von Franziska Stürz.
"Die Wirrheit von Herrn Hermanis konnte man auf der Bühne erleben."
Mehr zum Thema