Online-Weltwissen

Bei Wikipedia sind weiße Männer in der Mehrheit

Teilnehmer der dreitägigen WikiCon 2013 sitzen im Karlsruher Institut für Technologie in Karlsruhe zusammen.
Wikipedia soll eigentlich ein demokratisches Nachschlagewerk sein. Trotzdem kommen die Autoren nur aus einem kleinen Teil der Welt. © dpa/ picture-alliance/ Uli Deck
Leonhard Dobusch im Gespräch mit Max Oppel · 22.09.2015
Fast jeder zweite Wikipedia-Artikel wurde in Großbritannien, den USA, Frankreich, Italien oder Deutschland verfasst. Das präge unsere Sicht auf Länder, die einmal Kolonien waren, einseitig, sagt Leonhard Dobusch, Professor für Organisationstheorie an der Freien Universität Berlin.
Die in der Online-Enzyklopädie Wikipedia dominierende Weltsicht ist westlich, das hat eine Studie der Oxford-Universität herausgefunden. Damit steht Wikipedia in der Tradition gedruckter Lexika, die ebenfalls von weißen Männern verfasst wurden, sagte Dobusch im Deutschlandradio Kultur.
Die Gründe dafür, warum eine Enzyklopädie, die weltweit zugänglich ist, nicht von allen genutzt werde, seien teilweise banal: So fehle etwa der Zugang zum Breitbandinternet. "Dort, wo das nicht vorhanden ist, kann kaum jemand zu Wikipedia beitragen."
Problematisch an diesem Ergebnis sei, dass der Blick auf geschichtliche Ereignisse oft von außen geprägt werde. "Wir sind zwar in einer postkolonialen Periode, das heißt, die meisten dieser Länder sind keine Kolonien mehr, aber wie sie sich selbst auch wahrnehmen, wird immer noch sehr stark durch eine postkoloniale Brille geprägt", sagte Dobusch.
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