Olympische Abwechslung und magische Unterhose

Von Raimund Fichtenberger · 12.07.2012
Am Rechner bei Olympia mit "London 2012" an den Start gehen. Eine Mischung aus Jump-and-Run und Denkaufgaben um Großvaters Hinterlassenschaften in "Tiny & Big". Geschicklichkeit und Rätselraten in variablen Umgebungen von "Quantum Conundrum" – das sind die Empfehlungen dieses Monats.
London 2012 - das Spiel zu den Spielen

Auch Hobbysportler können endlich am größten Sportereignis der Welt an den Start gehen, wenn auch nur im Wohnzimmer. Von der klassischen Leichtathletik über das Tontaubenschießen bis hin zu Sportarten wie Tischtennis- bei über 30 Disziplinen ist die Jagd auf die virtuellen olympischen Medaillen eröffnet. Alles an den original Schauplätzen, zum Beispiel beim 100m Freistil Finale im "Aquatics Center"

Die Steuerung ist in jeder Disziplin einfach gelöst - hier muss der Spieler im Rhythmus zwei Tasten drücken, so werden die Schwimmbewegungen simuliert. Gleichzeitig müssen die Kraftanzeigen des Sportlers im Blick bleiben, sonst geht er auf halber Strecke unter.
Leider gibt es die Kommentatoren nur auf Englisch. Für das Spielgeschehen sind sie allerdings nicht notwendig. Wer sich daran stört, kann die Reporter auch komplett ausschalten.

Die Disziplinen sind genau so abwechslungsreich wie die richtigen Olympischen Spiele. Beim Tontaubenschießen zum Beispiel ist Übung gefragt: Auch auf dem Bildschirm sind die Ziele klein, schnell und schwer zu treffen.

Sogar aufwendige Sportarten wurden umgesetzt. So kann man das komplette olympische Tischtennis-Turnier nachspielen, was deutlich komplexer ist als andere Disziplinen. Wie steht der Spieler zur Platte, wo soll der Ball hin gespielt werden und wie fest. Auch auf dem heimischen Bildschirm funktioniert das nicht ohne Übung.

Die Sportarten sind abwechslungsreich, die Steuerung ist einfach zu erlernen, Zuschauerjubel und Grafik ähneln einer Fernsehübertragung, auch die Medaillenzeremonie darf nicht fehlen.

"London 2012" ist ein unterhaltsames Sportspiel, bei dem man nicht allein bleiben muss. Wer mag, kann gegen andere Spieler antreten. Und das schöne ist: bei den olympischen Spielen muss man nicht immer auf dem Treppchen stehen. Dabei sein ist alles.

"London 2012" für PC und Konsolen, Hersteller: SEGA, USK: freigegeben ohne Altersbeschränkung, Preis: ca 40-55 Euro,je nach System


"Tiny & Big" – Jump-and-Run preisgekrönt

Schon die Rahmenhandlung lässt durchblicken, dass dieses Spiel ungewöhnlich ist: Unser Held Tiny ist auf der Suche nach einem wertvollen Erbstück seines Großvaters: einer Unterhose. Denn auf dem Kopf getragen sorgt sie für übermenschliche Kräfte. Dummerweise ist das Textilstück von Bösewicht Big geklaut worden, der sie seitdem stolz auf seinem Haupt durch die Gegend trägt.

Das Spiel ist eine Mischung aus Jump-and-Run und Denkaufgabe. Beim Lauf durch die Level versperren immer wieder Felsen den Weg. Mit Hilfe eines Lasers kann Tiny die Brocken herausschneiden oder in eine neue Form bringen. Danach können die Felsen an eine neue Stelle gezogen werden.

So springt und puzzelt man sich an sein Ziel. Die Spielfiguren im Comic-Look brabbeln dabei in einer Fantasiesprache vor sich hin, im Hintergrund läuft psychedelische Rockmusik. Die Programmierer, ein Studententeam aus Kassel, haben sich bei der Gestaltung viel Mühe gegeben.

Dafür hat "Tiny and Big" bereits viele Auszeichnungen bekommen. Unter anderem gab es Preise beim renommierten "Independent Games Festival" und den "Deutschen Entwicklerpreis" für das beste Nachwuchsprojekt.

Auch Computerspiel-Neulinge dürfen die Jagd auf die magische Unterhose wagen: Steuerung und Spielumfang sind sehr einsteigerfreundlich. Wer gerne kleine Rätsel löst und dabei neue Spielideen ausprobiert will, wird mit "Tiny & Big" viel Spaß haben.

"Tiny & Big: Grandpa's Leftovers" für Windows PC, Hersteller: Black Pants Studios / Crimson, USK: freigegeben ab 6 Jahren, Preis: ca 15 Euro, auch als Download erhältlich


Quantum Conundrum - Rätsel in abstrakten Welten

"Es war einmal...so beginnen Märchen, oder" sinniert der Sprecher zu Beginn. Mit Rumpelstilzchen oder den Bremer Stadtmusikanten hat dieses Spiel aber nun wirklich nichts zu tun.

Man läuft in der Ego-Perspektive in einem surrealen Gebäude umher und soll die Tür zum Ausgang öffnen. Dies gelingt nur, wenn man vorher ein Rätsel löst. Zum Beispiel müssen Schalter in einer bestimmten Reihenfolge aktiviert werden oder Gegenstände wie in einem Puzzle verschoben werden. Zwischendurch ist bei Sprungeinlagen auch Geschicklichkeit gefordert.

Die Spielidee klingt erst einmal nicht neu. Das Besondere ist, dass die Umgebung per Knopfdruck in eine andere Dimension wechselt. In der "Fluffy Dimension" ist alles federleicht und schwebt bei der kleinsten Berührung durch die Gegend. So werden schwere Gegenstände aus dem Weg geräumt. Die Zeitlupendimension verlangsamt das Geschehen und macht es möglich gefährliche, Hindernisse wie ein riesiges Rotorblatt unbeschadet zu überwinden.

Was sich einfach anhört, wird in höheren Spielstufen extrem kniffelig. Die Räume werden immer größer, es gibt Laserstrahlen, Roboter und andere Gemeinheiten. Für die Lösung ist es nötig, viele verschiedene Aktionen in der richtigen Reihenfolge miteinander zu kombinieren. Der Schwierigkeitsgrad steigt aber recht gleichmäßig an, so wachsen auch Anfänger mit ihren Aufgaben.

"Quantum Conundrum" begeistert nicht nur durch seine Denkaufgaben, sondern auch durch eine liebevoll gestaltete Spielwelt. Alles sieht aus wie im Labor eines verrückten Professors. Dazu passen bissige Kommentare der Spielfiguren, die per Untertitel auch ins Deutsche übersetzt werden.

Wer gerne komplexere Knobelaufgaben löst, wird viele Stunden unterhalten werden.

"Quantum Conundrum" für Windows PC, Hersteller: Square Enix / Vertrieb über Steam Internetplattform, USK: noch nicht auf Altersfreigabe geprüft, Preis: ca 15 Euro als Internet-Download
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