Özcan Mutlu zur Spitzensportreform

"Das wird nach hinten losgehen"

Silbermedaillen bei den Olympischen Spielen in Rio 2016
Ein neues Potenzialanalyse-System soll zukünftige Chancen einzelner Sportler und Disziplinen ermitteln. Das Ziel: mehr Medaillen. © imago sportfotodienst
Özcan Mutlu im Gespräch mit Thomas Wheeler · 16.10.2016
Die Olympischen Spiele in Rio haben wohl zu wenig Medaillen gebracht. Denn künftig sollen im Spitzensport vor allem diejenigen gefördert werden, die Aussicht auf die ersten Plätze haben - ein falsches Signal, meint Özcan Mutlu, Grünen-Politiker im Sportausschuss des Bundestags.
In der kommenden Woche wird im Bundestag die geplante Reform der Spitzensportförderung vorgestellt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière und der Deutsche Olympische Sportbund, DOSB, haben sich darauf verständigt, dass künftig noch stärker als bisher Medaillen die harte Währung für die Höhe der Sportförderung sein sollen.
Özcan Mutlu, Sportpolitiker der Bündnis-Grünen, appelliert an den Minister, das Konzept noch einmal zu überdenken. Der deutsche Sport stehe vor einer ungesunden Entwicklung, wenn es künftig nur noch darum gehe, Erfolge um nahezu jeden Preis zu holen.

Die Kernpunkte der Reform

Das Ziel von Innenministerium und DOSB ist eindeutig: mehr Medaillen und Finalplätze. Dabei geht der Blick klar in die Zukunft, so Innenminister Thomas de Maizière:
"Wir wollen nicht wie bisher Erfolge und Misserfolge der Vergangenheit nachfinanzieren, sondern Potenziale und Perspektiven für die Zukunft fördern."
Kern der neuen Sportförderung ist ein durchaus kompliziertes Potenzialanalyse-System. Auf wissenschaftlicher Basis ermittelt es Zukunftschancen einzelner Sportler und Disziplinen. Diese sollen künftig in drei unterschiedliche Förderklassen eingeteilt werden.
Möglich ist auch, dass einzelne Disziplinen aus der Sportförderung herausfallen. Begleitet wird der Prozess von unterschiedlichen Gremien, in denen Vertreter aus der Wissenschaft, den Ländern, dem Bundesinnenministerium und dem DOSB sitzen. Das Eckpunktepapier zur Spitzensportförderung sieht zudem eine neue Kaderstruktur vor. Außerdem sollen die Sportstützpunkte neu strukturiert werden. So sollen etwa 20 Prozent der bisher 204 Bundesstützpunkte wegfallen und die Zahl der Olympiastützpunkte von bisher 19 auf 13 sinken.
(mit Informationen von Yvonne Schleinhege)
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