Ökonom kritisiert Zyperns angestrebten Solidaritätsfond als "unsozial“

23.03.2013
Der Wirtschafts- und Finanzexperte Max Otte hat den Beschluss des zyprischen Parlaments zur Einrichtung eines Sonderfonds als unsozial und nicht realisierbar kritisiert und plädiert stattdessen für eine angemessene Sonderabgabe für Bankeinlagen von mehr als 100.000 Euro.
"Realistisch ist es nicht und es ist vor allem völlig unsozial", sagte Otte am Samstag im Deutschlandradio Kultur angesichts der Beschlüsse des zyprischen Parlaments für einen Solidaritätsfonds, der zur Verhinderung eines Staatsbankrotts beitragen soll. Wenn ein solcher Fonds eine Beteiligung zyprischer Pensionsfonds vorsehe, greife er versteckt wieder auf die Gelder des Mittelstandes und auch der Ärmeren zurück. Eine Zwangsabgabe von 2o Prozent für Einlagen über 100.000 Euro, sei "höchst sinnvoll" angesichts eines völlig aufgeblähten Bankensektors in Zypern, der "ja deswegen so aufgebläht ist, weil dort viel Illegales und viel Fluchtgeld ist." Für die "Steueroase" Zypern werde die Belastung dieses Geldes zwar "ein Schock, weil viele ihr Geld dort nicht mehr hinbringen werden, aber im Prinzip ist es richtig", sagte der Professor für allgemeine und internationale Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms und Professor an der Universität Graz. Kleinsparer würden so nicht belastet, komme die Abgabe aber nicht, lasse man "die Reichen wieder einmal laufen."

Otte begrüßte, dass die EU in ihren Forderungen nach einer Beteiligung Zyperns hart geblieben sei. Dass jetzt auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) keine Auswirkungen der Zypernkrise auf andere südeuropäische Länder befürchtet sei erfreulich. Es zeige, dass Schäuble "aus dem Modus der Panikmacher, die doch die gesamte europäische Politikelite ergriffen hat" aufwache. Zypern sei für die EU nicht systemrelevant und auch eine Staatsinsolvenz denkbar.

Das vollständige Gespräch können Sie mindestens bis zum 23.07.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören. MP3-Audio

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Zyperns Parlament stimmt für Solidaritätsfonds - Führt das vom Staatsbankrott bedrohte Euro-Land auch die Zwangsabgabe auf Konten ein?