NSA-Debatte

"Man darf die NSA und die Stasi nicht gleichsetzen"

Roland Jahn, der aktuelle Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde
Roland Jahn leitet seit März 2011 die Stasi-Unterlagenbehörde © dpa / picture-alliance
04.07.2014
Es ist nicht legitim, den US-Geheimdienst NSA und die Staatssicherheit der DDR gleichzusetzen. Das findet Roland Jahn, der Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde. Eine Gleichsetzung verhöhne die Stasi-Opfer. Gleichwohl schärfe der Blick in die Diktatur die Sinne dafür, wo Freiheit auch heute in Gefahr sei.
Natürlich könne man beide Geheimdienste vergleichen, um zu bewerten, was in der Gegenwart stattfinde, sagt Jahn. Es gebe auch einzelne Methoden oder Verhaltensweisen, die damals wie heute gleich seien. Doch das System sei prinzipiell unterschiedlich:
"Das System in der DDR hieß, dass eine Geheimpolizei dazu da ist, die Macht einer Partei zu stützen, die Diktatur einer Partei abzusichern. Das System des Geheimdienstes in einer Demokratie - zumindest vom Anspruch her - ist es, Freiheit zu schützen, Menschenrechte zu schützen, und sie nicht zu verletzen."
Freilich könne das auch schiefgehen, weil Geheimdienste das Bestreben hätten, geheim zu arbeiten und nicht kontrolliert zu werden. Aber daran gelte es zu arbeiten, findet Jahn:
"Wir haben in der Demokratie die Chance, uns darüber zu streiten, wie das bestmöglich organisiert wird. Wir können offen die Geheimdienste kritisieren, wir können uns damit auseinandersetzen. Und das Parlament kann sie sogar abschaffen, diese Geheimdienste."
Was Kritik an der Stasi in der DDR bedeutete, hat Jahn am eigenen Leib erfahren: Er kam ins Gefängnis. Er wisse wohl zu würdigen, sagt er, "dass ich jetzt offen diskutieren kann darüber, was ich nicht gut finde an den Geheimdiensten in der Demokratie".

Das vollständige Gespräch mit Roland Jahn hören Sie am Samstag, 5.7., um 17:30 Uhr in der Sendung "Tacheles".