Nordseeinsel im Wandel

Land in Sicht für Helgoland

Die Nordseeinsel Helgoland von oben
Nach einer Phase der Stagnation schauen die Helgoländer wieder nach vorn. © Marcus Brandt / picture-alliance/dpa
Von Johannes Kulms · 12.03.2018
Seit Großbritannien Helgoland im März 1952 an Deutschland zurückgegeben hat, lockte das Seebad Tagesgäste und Urlauber. Mit dem Ende des zollfreien Einkaufs brach der Tourismus ein. Doch inzwischen geht es für das Eiland wieder aufwärts - auch dank der Windbranche.
Von der Hochsaison ist Helgoland Ende Februar noch weit entfernt. Das spürt auch Amie Abendan. Sie arbeitet in einer Gaststätte im Unterland als Kellnerin.
"Das sieht man, im Moment ist nichts los, ne?"
Abendan stammt von den Philippinen. Vor 18 Jahren kam sie nach Deutschland. Und hat seitdem fast ununterbrochen auf Helgoland gelebt. Sie mag die Insel. Auch wenn hier alles gänzlich anders ist als in ihrer asiatischen Heimat. Eine "lange Anna" gebe es dort nicht…
"Wir haben eine ganz andere Insel da, das ist Flachwasser und weißer Strand. Kann man nicht vergleichen. Da gibt’s kein Winter, da gibt’s kein Herbst, immer tropisch so, ja."
So wie Amie Abendan haben viele Helgoländerinnen und Helgoländer inzwischen einen ausländischen Pass. Noch vor zehn Jahren lag der Ausländeranteil hier bei unter fünf Prozent. Mittlerweile stammt fast jeder siebte der knapp 1.500 Einwohner aus einem anderen Land. Viele von ihnen arbeiten im Tourismus, andere sind durch die Windkraftbranche hergekommen.
Am Anfang sei es nicht so einfach gewesen mit dem Ankommen, sagt Amie Abendan. Doch gerade für ihre achtjährige Tochter sei die Insel toll: Es gebe keine Autos, sei ruhig und sicher. Und dann sucht Amie Abendann nach dem richtigen Wort…
"Wie Paradies. Für uns ist das wie das Paradies."
Autor: "Aber ich glaube, viele Deutsche, die auf die Philippinen fahren im Urlaub, die sagen, das ist das Paradies!"
"Ja, aber wenn du hier auf der Insel lebst. Du hast Strand, du hast Schwimmbad, und die Kinder können auch im Schwimmbad schwimmen. Und dann im Sommer kann das auch dann im Strand gehen und dann passiert nichts."

Felswände und Vogelkolonien

Ohne Zweifel: Helgoland hat eine fantastische Natur. Wer einmal raus ist aus dem eng gedrängten Häusermeer in Unter- und Oberland hat zumindest nun im Winter eine respekteinflößende wie faszinierende Welt fast für sich allein. Besucher können nah am Klippenrand den roten Felsen entlangwandern und an manchen Stellen bis zu 60 Meter in die Tiefe schauen. Zu sehen gibt es nicht nur Helgolands Wahrzeichen – die Lange Anna – sondern ebenso ganze Vogelkolonien, die mitten in den allmählich abbröckelnden Felswänden leben. Und natürlich die offene Nordsee.
Die sogenannte "Lange Anna" auf der Insel Helgoland
Die sogenannte "Lange Anna", eine freistehende Felsnadel aus rotem Buntsandstein, auf der Insel Helgoland. © imago/blickwinkel
Mit der kleinen Fähre sind es keine fünf Minuten auf Helgolands Nachbarinsel – die Düne. Felsen sucht man hier vergebens. Dafür warten lange weiße Strände. Und hunderte Kegelrobben, die hier vor sich hindösen…
Die Düne ist nicht nur für die Touristen ein Magnet. Sondern auch für die Helgoländer selber. Zum Beispiel für Herbert Mühlenbeck.
"Wenn das Wetter mitspielt, dann fahren wir auch rüber. Und dann sind wir auch den ganzen Tag dort da."
Auch sein Arbeitskollege Michael Bröcher ist ein großer Fan der Düne und gerät ins Schwärmen:
"Wenn man da am Strand liegt und man guckt zur Hauptinsel möchte man gar nicht mehr wieder rüber. Das ist dann wie so `n Urlaub in… na ja, gut, Mallorca oder so. Strandliegen – bloß nicht so `n Stress wie auf Mallorca. Aber das hilft einem auch so `n ganzen Tag da drüben."
Herbert Mühlenbeck und Michael Bröcher arbeiten bei der "Hochseemalerei". Der letzte längere Urlaub liegt für beide schon Jahre zurück. An Urlaub ist auch jetzt nicht zu denken: Seit November heißt es: Ranklotzen, Ferienwohnungen fertig machen! 60 bis 70 Stunden arbeiten sie seitdem pro Woche.
Mit ihrem kleinen Handwagen ziehen sie durch die engen Straßen und Gassen der Insel. Die Modernisierungspläne vieler Hauseigentümer bescheren ihnen viele Aufträge.
Doch nicht alle setzen auf Qualität. Hier zum Beispiel, in dem kleinen Dachzimmer, wo gerade der Boden ansteht. Der bisherige ist zwar etwas zerkratzt. Aber: Er besteht aus Echtholzparkett. Nun kommt ein Imitat rüber. Aus PVC… So laufe das oft auf der Insel, sagt der 44-jährige Michael Bröcher:
"Dass die dann sagen, 'komm, weg damit, PVC oder normalen Teppichboden drüber! Das sparen die Leute sich dafür."
420 Euro im Monat werde das Zimmer kosten, ärgert sich der gebürtige Gelsenkirchener. Dabei sei das Fenster schlecht isoliert, die Malerarbeiten von einer anderen Firma nicht ordentlich ausgeführt worden, und die Toilette sei auf dem Gang. Insgesamt habe sich die Stimmung verändert, sagt Bröcher. Vor zehn Jahren kam er auf die Insel. Damals war es…
"Freundlicher. Umgänglicher. Heute driftet das alles irgendwie 'n bisschen auseinander. Ruppiger, anonymer…"
Sein Kollege Herbert Mühlenbeck stammt aus der Nähe von Bremerhaven. Und kam vor 30 Jahren her. Schon damals war der Wohnraum knapp, sagt der 54-jährige. Aber irgendwie war es auch gemütlicher.
"Und jetzt ist das ja, so viel neue zugekommen, damit muss man erstmal auch mal klarkommen. Aber muss nun mal sein - Wandel muss sein. Muss ja weitergehen!"

Zollfreier Einkauf zog Gäste in Scharen an

Gegen den Wandel der Insel stemmt sich auch Jörg Singer nicht. Im Gegenteil: Er befördert ihn. Seit 2011 ist Singer der Bürgermeister von Helgoland. Singer wurde am Bodensee geboren und war 12 Jahre alt, als seine Familie auf den Felsen in der Nordsee zog…
"Meine Eltern haben mich verschleppt. Aber dann war das hier schon toll. Also, innerhalb von fünf Minuten haben wir uns zum Segeln, zum Basketball oder Fußballspielen getroffen und ich hab‘ hier `ne tolle Jugendzeit verbracht, das muss man wirklich sagen…"
Es war die Zeit, in der die Insel prächtig lebte von den Butterfahrten. Bis zu 10.000 Gäste kamen damals jeden Tag auf die Insel, angezogen durch den zollfreien Einkauf, der vor allem billigen Alkohol bedeutete.
"Also, die Insel hat in der Zeit geboomt. Und eigentlich hätte man in der Zeit anfangen müssen, zu gucken, wo entwickelt sich das alles hin in die Zukunft hin. Aber wie so oft genießt man und lebt. Und die Helgoländer haben sich damals Häuser irgendwo auf den Kanaren oder in Südafrika oder in Florida gekauft. Und dann irgendwann 1999 war die Butterfahrtzeit zu Ende und dann ging das natürlich ganz dramatisch runter, Globalisierung auch im Tourismus beispielsweise und dann hat die Insel bestimmt 10, 15 Jahre lang gebraucht, zu überlegen, wie soll das weitergehen?"
"Gar nicht" haben sich viele damals offenbar gedacht. Und der Insel den Rücken gekehrt. Noch zu Beginn der 70er Jahre hatten rund 2.400 Menschen dauerhaft auf Helgoland gelebt. Zur Jahrtausendwende war die Zahl auf 1.600 gesunken. Inzwischen habe sich die Einwohnerzahl wieder stabilisiert auf knapp 1.500, sagt Bürgermeister Jörg Singer. Er hofft, dass in den nächsten Jahren noch ein paar hundert dazu kommen. Schließlich sei inzwischen einiges geschehen, so der parteilose Verwaltungschef.
Der Hafen von Helgoland
Der Hafen von Helgoland© Deutschlandradio/Johannes Kulms

Helgoland schreibt wieder schwarze Zahlen

Seit 2015 gibt es eine ganzjährige Fährverbindung nach Cuxhaven mit einem modernen Schiff. Zudem laufe der Haushalt wieder. Nach dem Aus der Butterfahrten war die Insel zwischenzeitlich auf finanzielle Unterstützung aus dem fernen Kiel angewiesen. Nun schreibt die Gemeinde wieder schwarze Zahlen. Nicht zuletzt wegen der Einnahmen aus der Windbranche. Die Offshore-Industrie hat vor Helgoland mehrere Windparks errichtet und nutzt die Insel als Basis für rund 100 Techniker. Und schließlich ist da der für die Insel so wichtige Tourismus, der sich gewandelt hat. In wenigen Jahren wird Helgoland den 200.Geburtstag als Seebad feiern…
"Und wenn Sie sich die Kultur, die hier im 19. Jahrhundert – wer überall auf Helgoland war – ob das Heine war, das Lied der Deutschen ist hier geschrieben worden. Und Helgoland inspiriert und diese Inspirationskraft der Insel ist uns in dieser - ich sag mal – Discount-Butter-Dynastie,ist uns einfach verloren gegangen. Es war natürlich schön, wenn die Gäste hier die Butter aus den Händen reißen konnten und waren dann stolz, wenn sie 25 Mark gespart haben und `n Tag auf Helgoland hatten. Aber die haben Helgoland nie so gesehen, wenn man sagt, man macht das mal zwei, drei Tage und entdeckt dann die Insel anders, und da wollen wir wieder stärker hin…"
Autor: "Mehr Seebad weniger Geiz ist geil?"
"Ja, definitiv, das bringt's gut auf'n Punkt, ja."
Andererseits: Ein Seebad wie Sylt solle Helgoland dann auch nicht werden, stellt Singer klar. Auf Sylt sind die Immobilienpreise bekanntlich astronomisch. Auf Helgoland ist es nicht ganz so krass, doch auch hier ist der knappe Wohnraum ein riesiges Problem. Dutzende Jobs können deswegen nicht besetzt werden, sagt Singer.
Abhilfe schaffen soll ein lange ersehntes Wohnungsprojekt – womöglich das letzte dieser Größe auf der Insel. Derzeit werden auf dem Oberland nahe des Leuchtturms 67 neue Wohnungen gebaut. Nicht für die Touristen, sondern die Insulaner.
Der Wohnungsmangel macht es auch für die James-Krüss-Schule schwer, neue Lehrkräfte auf die Insel zu locken. 10 Lehrerinnen und Lehrer plus eine Lehramtsanwärterin unterrichten an der Gemeinschaftsschule 76 Kinder und Jugendliche der Klassen 1 bis 10.
Bettina Köhn hat an diesem Morgen die jüngsten: Drei Mädchen und drei Jungs sitzen an ihren Tischen und schauen gebannt, wie die 63-Jährige Wörter ans Whiteboard schreibt. Es ist nicht irgendeine Sprache. Sondern Halunder, jener friesische Dialekt, den heute nur noch ein paar hundert Menschen auf der Insel sprechen. Und der womöglich bald ganz verschwunden sein könnte. Bettina Köhn weiß, dass auch sie als Lehrerin die Kinder nicht zu perfekten Halunder-Beherrschern machen kann…
"… ich kann nur immer die Anstöße geben. Gemacht werden müsste es zu Hause. Es nennt sich nicht umsonst Muttersprache, es müsste also die Mutter machen. Aber die kann das nicht. Es gibt hier ich glaube zwei oder drei Mütter, die noch Friesisch reden, richtig können, also Helgoländisch, und deren Kinder können das auch, das merkt man dann schon. Aber wenn es nicht gesprochen wird in den Familien, können Sie eigentlich wie Don Quijote gegen die Windmühlen kämpfen…"
Immerhin: Den Schülerinnen und Schüler der 1. Klasse scheint bewusst zu sein, dass es Vorteile hat, Halunder zu sprechen. Die sechsjährige Marie begründet das so:
"Weil wir dann auf Helgoländisch zählen lernen, und weil wir dann auch eine Geheimsprache können, die andere vielleicht auch nicht verstehen."
Alle sechs Kinder sagen, dass sie gerne auf Helgoland bleiben möchten. Doch das dürfte sich schon in einigen Jahren ändern. Denn nach der Schule gehen viele Inselkinder aufs Festland, um dort ihr Abitur zu machen oder eine Ausbildung bzw. später ein Studium zu beginnen.
Doch gleichzeitig sind schon immer auch Menschen vom Festland nach Helgoland gezogen. So wie Bettina Köhn, die vor mehr als 40 Jahren als Meeresbiologin von Hamburg auf die Insel kam. Neben ihrer Lehrertätigkeit führt sie heute eine kleine Ferienpension. Die 63-jährige sagt mit Blick auf die Neuankömmlinge:
"Wir gucken uns das in Ruhe an und lassen denjenigen gewähren. Und wenn das okay ist oder so, egal, wie schräg der ist, dann hat er hier 'n gutes Leben. Wir tolerieren viel. Aber dann meckern wir hinten rum anstatt es zu ändern. Aber das ist glaube ich allgemein menschlich und nicht nur helgoländisch."
Auch Köhn sieht den Wandel der Insel positiv, wir müssen uns entwickeln, sagt sie. Andererseits vermisst sie bei den Zugezogenen das Traditionsbewusstsein für die Insel.
"Dass wir mehr unsere Eigenheiten auch behalten. Nicht Eigenheiten im schlechten Sinne, sondern unsere speziellen Sachen. Das fehlt mir so 'n bisschen. Oder ich bin traurig, dass es verloren geht so nach und nach, weil's keiner mehr weiß…"

Windkraft als neue Einnahmequelle

Robert Klimke ist einer dieser Neuankömmlinge. Der 24-Jährige stammt aus Brandenburg und sitzt an diesem Abend in einem modernen Einzimmer-Apartment auf dem Helgoländer Mitteland. Mal wieder war es ein langer Tag für ihn. Robert Klimke arbeitet bei Senvion – einem der größten deutschen Hersteller von Windkraftanlagen. Als Servicetechniker fährt er jeden Tag zusammen mit seinen Kollegen raus in die Windparks…
"Der ganz normale Arbeitstag geht morgens um 5 Uhr los. Wir gehen zum Stützpunkt, packen letzte Materialien, gehen um 6 Uhr zum Boot und fahren dann raus zum Windpark, dauert ungefähr 1,5 Stunden. Nach und nach werden alle Teams abgesetzt. Ja und dann werden über den Tag eben die ganzen Arbeitsaufgaben erledigt: Wartung, Fehlerbehebung, je nachdem, variiert immer. Und abends dann so gegen 16 Uhr geht’s dann wieder heim Richtung Helgoland. Auf Helgoland folgt dann halt noch mal die Arbeitsnachbereitung. Und dann sind wir meistens so gegen 18 Uhr, 19 Uhr wieder auf Zimmer…"
Seit fast zwei Jahren lebt Klimke nun in diesem Rhythmus: Zwei Wochen ist er auf der Insel. Wenn das Wetter es zulässt geht es dann jeden Tag raus in die Windparks. Bei schlechtem Wetter bleiben die Servicetechniker auf der Insel. Die anderen zwei Wochen ist Klimke zu Hause in Brandenburg und hat frei. Einen Traumjob habe er, auch der 2-Wochen-Rhythmus und das Pendeln zwischen Insel und Festland gefällt ihm. Gleichzeitig macht es das Ankommen auf Helgoland schwierig. Denn nach einem 12-Stunden-Tag im Windpark bleibt höchstens noch die Zeit mal Abendessen mit den Kolleggen oder dem Gang ins Fitnessstudio.
"Also, wir nehmen jetzt nicht aktiv am Helgoländer Leben teil. Also, wir sind halt jetzt nicht so die Einwohner. Wir sind halt hier zum Arbeiten."
Klimke mag Helgoland. Und wenn das Wetter das Rausfahren unmöglich macht, hat er etwas Zeit, sie zu genießen: Zum Joggen, zum Shoppen oder einfach nur Spazierengehen. Doch leben könnte er auf Helgoland nicht.
"Also, so für unsere Arbeit, für die Windparks, ist das wirklich 'n super Platz. Im Winter ist es halt relativ trist hier. Dadurch, dass halt viele Restaurants zumachen und nicht so viele Touris und so weiter hier sind ist die Insel nicht ganz so belebt."
Und auch die auf dem Festland so selbstverständliche Freiheit, Auto- und Fahrrad zu fahren, vermisst der 24-Jährige auf Helgoland.

Mühsamer Wiederaufbau nach der Rückgabe an Deutschland

Günther Köhn sieht all das anders: Der 78-Jährige ist ein waschechter Helgoländer. 1940 wurde er auf der Insel geboren, als er fünf war, wurde die Insel evakuiert. Vom Festland aus musste die Helgoländer mitansehen, wie ihre Insel durch Bomben und später viele tausend Tonnen in Schutt und Asche gelegt wurde. 1952 gab Großbritannien die Insel an Deutschland zurück. Und die Helgoländer konnten endlich wieder zurück auf ihren Felsen. Auch Günther Köhn war dabei. Traurig sei die Stimmung damals nicht gewesen.
"Aber man hatte seine Arbeit dann (lacht) Ja… war zwar viel Arbeit. Aber ist ja auch gut so."
Als Zimmermann und Dachdecker half Köhn mit beim Wiederaufbau der Insel. Viele Jahre später gründete er zusammen mit anderen Insulanern Helgolands Kleingartenverein mit. 1968 war das. Bis heute ist er der Einrichtung verbunden. Als zweiter Vorsitzender.
"5 Mark im Jahr sind wir mit angefangen. 10 Mark war noch nach `n paar Jahren. Also, es war nicht viel."
Autor: "Was kostet denn heute die Pacht bei Ihnen?"
"Noch immer zehn Euro… nee, 15 Euro jetzt. Oh, wir haben ja letztes Jahr erhöht!"
Rund 130 Helgoländerinnen und Helgoländer sind heute Mitglied in einem Verein, der garantiert kein typischer deutscher Kleingartenverein sei, ist Köhn überzeugt. Jeder könne hier machen, was er will, sagt er, auch wenn neuerdings ein paar Auflagen dazu kämen.
Der Kleingartenverein liegt direkt an der östlichen Felskante, von hier geht der Blick rüber auf das Unterland, die Düne – und die offene Nordsee. Wer hier Mitglied werden will, muss sich auf eine Warteliste setzen lassen:
"Aber sobald die dann den Garten sehen, dann sagen sie: Nee, wir wollten einen bepflanzten Garten haben, wo schon die Möhrchen kommen…"
Tatsächlich wird schon seit vielen Jahrhunderten Gemüse angebaut auf Helgoland. Wenn auch immer schon unter erschwerten Bedingungen. Ein bisschen nach Kraut und Rüben sieht auch der Kleingartenverein aus. Auch Günther Köhns Gartenlaube ist voller Dinge: Viele Bierkrüge, Wimpel und Andenken aus der ganzen Welt hängen und stehen hier.
Der Rentner sieht den Wandel seines Vereins gelassen. Genauso wie die Entwicklung der gesamten Insel:
"Bisschen rummelig soll das sein hier. Ja. Dadurch sieht man ja auch, was wir schon alles erlebt haben. Jaaa. Das lass mal so sein wie es ist jetzt."
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