"Nine"

24.02.2010
"Nine" erzählt die Geschichte eines prominenten Filmemachers in der Sinnkrise. Mit der Starbesetzung von Daniel Day Lewis, Marion Cotillard, Penélope Cruz, Judi Dench, Nicole Kidman und Sophia Loren ist diese Nummernrevue dennoch zu kühl und glatt geraten.
USA 2009, Regie: Rob Marshall, Hauptdarsteller: Daniel Day-Lewis, Marion Cotillard, Penélope Cruz, 112 Minuten

"NINE" von Rob Marshall ist einer d e r großen Kassenflops der Saison, denn die geschätzte 80 Millionen Dollar-Produktion spielte in den USA innerhalb von neun Wochen nur knappe 20 Millionen Dollar ein. Doch dies ist bekanntlich keine Qualitätsmesslatte, zumal der 49-jährige Choreograf und Regisseur gleich mit seinem ersten Kinofilm "Chicago" 2002 mit sechs Oscars groß abräumte (darunter allerdings nicht die Regie-Trophäe, für die er auch nominiert war). 2005 inszenierte er den Film "Die Geisha", bevor er sich jetzt wieder dem Musical zuwandte. Mit der Adaption des gleichnamigen Musicals, das 1982 am Broadway Uraufführung hatte, und das sich an das autobiografische Meisterwerk "8 1/2" von Federico Fellini aus dem Jahr 1962 anlehnt.

Da wie hier wuselt ein prominenter, aber ausgelaugter Filmemacher in der Blockadephase. Es ist das Jahr 1965, und der 50-jährige Guido Contini befindet sich in der Sinnkrise. Zwar hat er bereits einen Vertrag für seinen nächsten Film unterschrieben, doch ihm fällt nichts ein. Kein Drehbuch vorhanden, geschweige denn irgendwelche kreativen Ideen, nur Leere, Erschöpfung in ihm. Erste Lebensbilanz. War's das? Habe ich zu viel falsch gemacht? Zu viel Wein, Weiber, Gesang? Zu wenig "wahre Kunst"? Hat sich´s gelohnt? Die gehörnte Ehefrau hält noch zu ihm, die Geliebte aber "drängelt", der Zigarettenqualm geht nie aus, der verzweifelte Künstler in seiner egomanen Ich-Pose. Mit Melancholie-Charme.

Was macht man in solch einer "unübersichtlichen" Situation? Man flüchtet sich in Kindheitserinnerungen, zu Mamma hin, verfängt sich in Träume, Visionen, Alphatier-Protz, Potenzritualen. Mal arrogant, mal niedergeschlagen, auf jeden Fall mit viel Posen- bzw. Possenduft.

"Nine" besitzt keine Seele. Weder in der Story noch in den Figuren. Bleibt emotional unterkühlt. Ist "technisch" bisweilen beeindruckend, also "ordentlich" choreografiert, aber ohne musikalischen Ohrwurmblitz; wirkt wie eine zu kühl und glatt geratene Nummernrevue, in der der Funke nur selten richtig überspringt. Gepflegte Langeweile muss man diesem "Schwung" attestieren, obwohl sich namhafteste Akteure und Oscar-Stars zeigen wie der irischstämmige Daniel Day Lewis ("There Will Be Blood"; Mein linker Fuß") als schwungloser italienischer Lover-Grübler wie die Damen Marion Cotillard (die Edith Piaf in "La vie en rose"), wie Penélope Cruz ("Vicky Cristina Barcelona"; "Zerrissene Umarmungen"), wie Judi Dench (die 007-Vorgesetzte in den Bond-Filmen), wie Kate Hudson ("Almost Famous"), die eine erstaunlich akrobatisch-erotische Bühnenpräsenz besitzt, wie kurz auch Nicole Kidman und Sophia Loren als Mamma Italia. Dass man mit solch einer "triumphalen Besetzung" auch in eine unterhaltsame Starre und Schieflage geraten kann, ist schon erstaunlich. Jedenfalls plätschert "Nine" nur als eine "überschaubare" Sing-Sang-Seelen-Gefühls-Posen-Possen-Show irgendwie dahin. Mit sparsamer "Funken-Unterhaltung".


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