Neurologie

Wie schützen wir unsere Gedanken vor Facebook?

Gehirn
Auch unsere Gedanken könnten für große Konzerne wie Facebook zum lukrativen Geschäft werden. © Ikon Images | imago
Philipp Kellmeyer im Gespräch mit Ute Welty  · 05.12.2017
Für gelähmte Menschen können Fortschritte in der Hirnforschung das Leben erleichtern. Aber Wissenschaftler wie der Neurologe Philipp Kellmeyer warnen vor Datenmissbrauch, weil Unternehmen Hirndaten kommerziell nutzen wollen.
Wissenschaftler warnen vor einer Kommerzialisierung von Hirndaten. Der Freiburger Neurologe Philipp Kellmeyer sagte im Deutschlandfunk Kultur, er wünsche sich eine gesellschaftliche Debatte darüber, dass diese sensiblen Daten vor dem Zugriff von Firmen geschützt werden müssten. Wenn Unternehmen mit Geräten auf den Markt kämen, die sich ausdrücklich an Konsumenten richteten, entstünden ganz neue Möglichkeiten für Datenlecks und Datenmissbrauch. Als Beispiel nannte Kellmeyer, dass mit Hilfe von EEG-Kappen die Hirnaktivität eines Nutzers am Computer aufgezeichnet werden und dann hochgeladen könne in die Cloud. "Diese Kommerzialisierung von Hirndaten sehen jetzt ich und andere Wissenschaftler kritisch und fordern eine Debatte in diese Richtung."

Zugriff der Firmen

Hirndaten seien alle Daten, die sich auf die Struktur und Funktion des Gehirns bezögen. Um sie kommerziell nutzen zu können, benötigten Firmen viele bereitwillige Nutzer, deren Daten, mächtige Algorithmen zur Dekodierung wie beispielsweise "deep learning". Bei anderen personalisierten Daten, beispielsweise bei Bewegungsmustern, hätten viele Firmen diesen Zugriff bereits.

Interesse bei Facebook

Große Konzerne wie Facebook haben bereits Interesse an "brain-typing" bekundet. Dabei werden Nachrichten nicht mehr geschrieben, sondern nur gedacht und sollen sich wie von selbst tippen. Kellmeyer hält das zwar noch für unrealistisch, warnt aber vor den Risiken. Seine Forschung dient eigentlich vor allem dazu, gelähmten Menschen mit Hilfe neuer Technologien neue Möglichkeiten zu eröffnen.
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