Neuigkeiten auf der IFA

Wenn der Kühlschrank im Supermarkt bestellt

Eine Hostess pr
In diesem Jahr werden auf der IFA auch viele smarte Haushaltsgeräte vorgestellt wie vernetzte Kühlschränke. © dpa
Von Wolfgang Noelke · 05.09.2017
In Zukunft müssen Bewohner ihre Häuser nicht mehr selbst putzen, die Wäsche wird automatisch gereinigt und kochen muss man auch nicht mehr allein: Die IFA zeigt, wie die Wohnungen schon bald aussehen könnten.
"Morgenstund ist ungesund! Bin ich noch zu müde, rechtzeitig Wasser nachzufüllen werde ich angefaucht. Schlimmer ist es, die Kanne zu vergessen..."
Spätestens, wenn die Kaffee-Pfütze zwischen den Dielen versickert, ist Duft in der Luft und der Magen knurrt Alarm: "Ach die Kanne..!" Der Duft bleibt! Der Frust wächst! Und keine gute Fee in Sicht!
Feenstimme: "Ich bin deine IFA-Fee. Du hast gerufen?"
"Ach, hätte ich doch 'ne Maschine, die alles richtig macht..."
Mählmann: "Das ist eben das Besondere. Es gibt viele Kaffeemaschinen, die mahlen und brühen, aber es gibt noch keine, die mahlen und brühen und zusätzlich auch noch rösten kann."
Kein Feentraum. Ricardo Mählmanns Maschine kühlt die vom Rösten erhitzten Bohnen, die sie anschließend mahlt und zu einem Liter Kaffee zubereitet. Wurden die Schläfer nicht schon vom Kaffeeduft wach, ruft die Maschine im Schlafzimmer an.
Mählmann: "Und dann kriege ich das Feedback: 'Ich bin Juan Carlos aus Nicaragua, vielen Dank, dass du meinen Kaffee konsumierst.' Je nachdem, wie ich's einstelle, klingelt dann das Smartphone. Juan Carlos winkt mir entgegen und ich kann sehen, was er an dem Kaffee verdient hat, den ich gerade konsumiert hab' und kann ihm sagen: 'Danke für den Kaffee!'"

Dank intelligenter Herdplatte brennt nie wieder Essen an

Danke auch für die Erfindung dieser Saugflunder, die leise durch die Wohnung schleicht, leider ohne die hässliche Vase der Erbtante endlich mal umzurempeln. Der Roboter kennt halt den Grundriss der Wohnung und weiß, wo sie steht. Dann fällt mein Blick auf die gläserne Tür des intelligenten Kühlschranks. Der teure Wein will endlich mal gekostet werden. Aber bitte, zum passenden Gericht.
Anne Guennewig, Sprecherin des japanischen Herstellers, deutet mit dem Finger auf eine Flasche. Schon poppen auf der gläsernen Kühlschranktür – die gleichzeitig ein riesiger Bildschirm ist – mehrere Fotos verschiedener Gerichte auf:
"Also nehmen wir mal an, ich nehme eher das leichte Gemüsegericht. Dann berühre ich die Kühlschranktür und wird mir angezeigt, was ist in diesem Rezept alles drin. Was brauche ich dafür? Dann kann ich gucken, habe ich das überhaupt schon im Haus? Oder muss ich das eventuell noch beschaffen? Aber dann sagt mir mein intelligenter Kühlschrank schon: Ah, Anne! Du hast den Parmigiano Reggiano gar nicht da. Aber anstelle, dass ich in Hetze aus dem Haus eilen muss, kann ich einfach die Kühlschranktür berühren und dann wird das automatisch beim Supermarkt meines Vertrauens bestellt und mir direkt nach Hause geliefert. Dann gehe ich zu meinem intelligenten Kochfeld und suche das Rezept. Und dann wissen meine smarten Küchenplatten und auch mein smarter Ofen, wie das temperaturmäßig zu kochen ist und was ich dafür vorbereiten muss und fast wie von Zauberhand wird das Gericht zubereitet."
Zu zaubern versucht auch die deutsche Konkurrenz. Heißt die Zauberin wirklich Alexa?
Alexa ist sonst der kleine, ständig mitlauschende Lautsprecher, der im Internet Antworten auf Fragen findet. In diesem Fall soll Alexa alle intelligenten Haushaltsgeräte im Griff haben, Rezepte präsentieren und auch für Nachbestellungen sorgen. Sabrina Weiß erteilt Alexa die nötigen Befehle:
"Alexa! Starte Home-Connect-Ofen mit Ober-Unterhitze, 180 Grad Celsius für 20 Minuten!"
Und sofort antwortet Alexa:
"Der Ofen startet mit Ober-Unterhitze, bei 180 Grad Celsius für 20 Minuten!"
Wie beim Flaschenkühlschrank besteht auch die Backofentür aus einem durchsichtigen Bildschirm, auf dem jetzt eine riesige Stoppuhr den Countdown des Vorheizens zeigt. Was später als leckere Speisen serviert werden soll, muss noch per Hand hineingeschoben werden. Die intelligente Küche überwacht auch hier das Gewicht der Lebensmittel und die Zubereitung der Zutaten in der richtigen Reihenfolge.
Ein Kühlschrank dessen zwei Kameras registrieren, was rein- und rausgenommen wurde, wäre hier ein hilfreiches Zubehör, wenn Milch- und Fruchtsafttüten nur nicht so undurchsichtig wären. Vielleicht entwickelt noch jemand kleine Roboterärmchen, die Milchtüten kurz hochheben und wiegen.

Roboterarme falten die Wäsche

Roboterärmchen, wie sie bereits hinter Anne Guennewigs intelligenter Spiegelschranktür Wäsche sortieren, denn dort befindet sich eine komplette Wäscherei. Doch essen müssen auch Bewohnerinnen und Bewohner intelligenter Zukunftshaushalte noch selbst. Und dabei werden sie selbstverständlich kleckern, was das Zeug hält. Das verschmutzte Zeug einfach in den Kiederschrank zu werfen reicht, damit es drei Stunden später wieder sauber und gebügelt ist, erklärt Anne Guennewig:
"Da sind visuelle Mechanismen im Gange, die das Kleidungsstück-Schild lesen können und die Größe erkennen. Und dieser Spiegel ist transparent, wo man auch wieder die Roboterarme sieht, wie sie die Wäsche falten. Aufgrund dessen, wie groß diese Wäsche ist, wird sie dann auch ins richtige Fach für Mama, Papa oder Kind einsortiert, so dass keine falschen Kleidungsstücke in Mamas Schrank landen."
Träume werden wahr, wenn jetzt noch Entwicklung eines weiteren Herstellers dazu kommt, analoge Statusmeldungen auf's Hörgerät oder Smartphone zu senden.
"Ihre Wäsche im Trockner wird in 65 Minuten fertig sein."
Genau zum richtigen Zeitpunkt zeigt auch der 67-jährige Pariser Bankier Bernard Sainte-Marie sein – analoges – Gerät und erklärt:
"Es ist sehr gut, dass man eine Lampe oder eine Heizung von Singapur aus betreiben kann. Aber wenn man ins Haus geht, möchte man nicht erst zu seinem Smartphone gehen, dann die Applikation finden. Das dauert alles zu lange. Man braucht etwas, das alle benutzen können: Das ist eine Fernbedienung."
Ein etwas klobig wirkendes, handtellergroßes Bedienpult mit richtigen Tasten, auf die ich Zettelchen kleben kann. So praktisch, wie mein antiquierter Staubsauger mit Schnur und Schnorchel, dem ich sogar die Schuld geben kann, wenn er meinen heimlichen Feenwunsch erfüllt.
Das glaubt mir sogar die Erbtante.
Na endlich! Die Vase! Das war 'se!
Ein intelligenter Roboter hätte sowas nie gewagt.
(mw)
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