Neuer französischer Kulturminister Franck Riester

Ein fast unbeschriebenes Blatt

Franck Riester ist Frankreichs neuer Kultur- und Kommunikationsminister.
Franck Riester ist Frankreichs neuer Kultur- und Kommunikationsminister. © dpa / picture alliance / Thomas Padilla
Jürgen König im Gespräch mit Anke Schäfer · 16.10.2018
Der französische Präsident Macron hat seinen neuen Kulturminister Franck Riester vorgestellt. Er soll die großen Projekte anpacken, wie das Ziel, den Nationalen Rundfunk nach BBC-Vorbild zu verändern. Eine Reputation als Kunstförderer hat er nicht.
Die Liste von Franck Riesters Erfolgen ist lang: der Wirtschaftswissenschaftler ist Unternehmer und hat eine große Autohausgruppe mit rund 200 Mitarbeitern aufgebaut. Als Politiker gehört Riester schon lange Frankreichs Nationalversammlung an. Dort habe er sich einen Namen gemacht als Vizepräsident der Arbeitsgruppe Internet, audiovisuelle Medien und Informationsgesellschaft, sagte Frankreich-Korrespondent Jürgen König im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Außerdem sei Riester Mitglied der Parlamentskommission für kulturelle Angelegenheiten.

Vollblutpolitiker für große Aufgaben

Bei der Entscheidung, das Kulturressort neu zu besetzen, habe sich der konservative Premierminister Édouard Philippe durchgesetzt. Aber es gebe nicht nur einen parteipolitischen Machtaspekt für die Besetzung:
"Was für Riester spricht ist, dass er den politischen Betrieb gut kennt und das sein Spezialgebiet – eben der Bereich audiovisuelle Medien – ihn als geeignet erscheinen ließ, den Umbau des öffentlichen Rundfunks voranzubringen. Das ist ein wichtiges Vorhaben für Präsident Macron."
Blick vom Eiffelturm in Paris auf das Rundfunkhaus (Maison de la Radio)
Das Rundfunkhaus von Radio France in Paris. Präsident Macron wünscht sich eine Umstrukturierung des nationalen Rundfunks nach BBC Vorbild.© picture alliance / ZB / Waltraud Grubitzsch

Fachmann ohne Kulturexpertise

Ob das ausreichend ist, ein guter Kulturminister zu werden sei schwer einzuschätzen, sagte König, der die wichtigen Kulturthemen Frankreichs als Paris-Korrespondent von Deutschlandradio gut kennt.
"Riester ist in kultureller Hinsicht kein ganz unbeschriebenes Blatt. Aber dennoch in besonderer Weise hervorgetan hat er sich darin nicht."
Als Medienfachmann könnte sich Riester beim Umbau des Rundfunks profilieren:
"Macron schwebt so eine Art französische BBC vor. Danach würden die Fernsehsender der Gruppe France Télévision und die Hörfunksender von Radio France in eine gemeinsame Rundfunkholding zusammengeführt. Man kann sich vorstellen, was das für eine Mammutaufgabe werden wird. Seine Vorgängerin Françoise Nyssen hatte das ganze Vorhaben auf 2019 verschoben. Franck Riester könnte dafür der richtige Mann sein."
Wie er sich in den klassischen Themenfeldern der Kultur, wie Theater, Museen, Musik- und Filmförderung aufstelle, dass müsse man abwarten. "Dazu ist er einfach ein zu unbeschriebenes Blatt, als dass man da Prognosen wagen könnte."

Vorgängerin ohne Entscheidungskraft

Ausschlaggebend für einen Wechsel im Kulturministerium sei gewesen, dass Riesters Vorgängerin Françoise Nyssen es nie geschaft habe in ihrem Ministerium eine wirkliche Prioritätenliste aufzustellen und diese dann Punkt für Punkt abzuarbeiten.
Ein Beispiel sei die Pariser Oper, für die der Staat zuständig sei. Der Vertrag des aktuellen Intendanten, der noch bis 2021 geht, sei nicht verlängert worden. Und Nyssen habe es versäumt, sich rechtzeitig um die Neubesetzung zu kümmern:
"Kandidaten für solche Aufgaben gibt es generell nicht sehr viele. Nyssen hätte sich sofort nach Antritt auf die Suche begeben müssen. Bis heute soll es keine Idee dazu geben. Als möglicher Kandidat galt Serge Dorny, doch inzwischen hat er an der Bayrischen Staatsoper München unterschrieben, wo er 2021 anfangen wird."
Wichtige Entscheidungen in der Ära Nyssen seien nicht einmal angegangen worden, so König. Über den Wechsel habe sich niemand in Frankreichs Kulturszene gewundert, auch wenn die ausgeschiedene Kulturministerin als kultiviert und klug gelte. Mit dem Treffen von Entscheidungen hätte sie sich von Anfang schwer getan:
"Insofern, glaube ich, geht jetzt auch ein gewisses Aufatmen durch die Szene."
(mle)
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