Neue Wege im Modehandel

Der Kundin hinterher - unterwegs mit dem Fashion Truck

Truck-á-Porter-Gründerin Daniela Bode vor ihrer rosafarbenen Mini-Boutique auf Rädern
Truck-á-Porter-Gründerin Daniela Bode: "Papa, es muss auffallen." © Stephan Schmick, Schmick Photography
Von Hindi Kiflai · 23.12.2017
Aus den USA kommt ein neuer Trend, Kleidung zu verkaufen: Kleine mobile Boutiquen, umgebaute Lkw, die ihren meist weiblichen Kunden die Mode auf den Marktplatz oder vor die Haustür bringen. Daniela Bodes Truck-à-Porter bietet Fashion auf sieben Quadratmetern.
Frankfurt, Nachtmarkt. Daniela Bode manövriert ihren Transporter, der aber nicht mehr so viel von Transporter und Lkw hat. Der Truck ist bonbonfarben. Die Frankfurterin Bode verkauft Mode in ihrem Fashion Truck "Truck-à-Porter". Es ist eine fahrende Mini-Boutique.
Noch sind sie bei uns nicht so häufig zu sehen wie ihre großen Brüder, die Food Trucks, in Amerika gehören sie beispielsweise in Kalifornien fast schon zum Alltag. Das Prinzip ist ähnlich: Wie beim Food Truck sind die Fashion Trucks umgebaute Fahrzeug, von denen aus die Ware direkt dem Kunden oder der Kundin vor Ort angeboten wird. Die einen verkaufen Essen und die anderen eben Kleidung aus dem Truck heraus.

Sehr pastelliges Rosa

Daniela Bodes Truck war mal ein Krankenwagen. Es ist in einem sehr pastelligen Rosa gehalten. Bodes Vater, der beim Umbau geholfen hat, fand die Farbe gar nicht gut, wie die Gründerin berichtet:
"Ja, es ist jetzt nicht so die Männerfarbe. Aber ich habe gesagt, 'Papa, es muss auffallen' und deswegen war Rosa die erste Wahl."
Wenn die Tür auf ist, sind rechts und links Kleiderständer. Wo sonst die Liege im Krankenwagen ist, sieht es fast wie ein Echtholzboden aus. Ist es echt? Bode sagt:
"Nein, das ist Vinyl. Aber es sieht ganz täuschend echt aus."
Es wird fertig aufgebaut. Hinzu kommt eine Metalltreppe:
"Das sind eigentlich Bühnentreppen, wie sie bei Konzerten benutzt werden. Aber für meine Zwecke funktioniert das auch echt gut."
Truck-á-Porter: Bühnentreppe dran, fertig ist die Boutique
Truck-á-Porter: Bühnentreppe dran, fertig ist die Boutique© Stephan Schmick / Schmick Photography
Glitzernde Daunenjacken; Strickjacken, die sofort dazu einladen, dass man sie anfasst; kuschelige Webpelzmäntel; und dann haben wir hier Ketten, ganz feines Zeug. Ein Mädchentraum! Wie viele Teile mag es hier im Truck geben?
"Um die 120 Kleidungsstücke und nochmal um die 20 Taschen und Accessoires. Auf sieben Quadratmeter, inklusive Umkleidekabine."
Und nach welchen Kriterien kauft Bode ihre Ware ein?
"Also, ganz viel nach Geschmack. Natürlich nach meinen Geschmack, aber vor allem nach dem Geschmack meiner Kundinnen. Mittlerweile kenne ich die, ich weiß, wonach sie so greifen, was ihnen besonders gefällt. Das heißt, ich versuche den Stil meiner perfekten Kundin zu treffen."

Sieben Quadratmeter inklusive Mini-Umkleide

Die Umkleidekabine ist klein. Es ist gemütlich warm, weil hier auch die Heizung ist. Wenn man nicht ganz Kleidergröße 36 hat, dann wird es ein bisschen schwierig. Ein Vorhang grenzt den Bereich ab. Das hat den Vorteil, dass man nirgendwo anstößt. Wer den Arm ausstreckt, ist gleich an der Decke. Sehr heimelig also.
Aber wer ist die "perfekte Kundin" für so einen Fashion Truck?
Daniela Bode sagt, ihre Kundinnen seien zwischen 16 und 60 Jahren alt und aktiv, hätten mit Job, Studium und Familie viel zu tun und freuten sich über unkonventionelle Shopping-Gelegenheiten, am Abend oder am Wochenende. Das kann dann auch mal im Umland sein, wo so eine mobile Boutique für ein paar Stunden einen neuen Flair hinbringt. Bode sagt:
"Der Fashion-Truck schafft es einfach, noch flexibler auf dein Leben einzugehen als Kundin. Das ist es, was es für mich wirklich besonders macht."
Ist das nicht stressig, schließlich heißt das, dann zu arbeiten, wenn die Läden zu haben
"Es ist natürlich stressig, aber das ist in vielen Berufen so. Ja, ich arbeite, wenn die normalen Geschäfte zu haben – aber auf der anderen Seite arbeite ich vielleicht nicht, oder mache andere Dinge, als meinen Laden aufzuhaben, während andere Geschäfte auf haben. Zum Beispiel mittwochs vormittags um 11 Uhr. Da muss meine Kundin nicht shoppen gehen, weil die in den meisten Fällen entweder auf der Arbeit ist oder mit den Kiddies oder zu Hause beschäftigt ist. Für mich ist das eine sehr schöne Art, flexibel zu arbeiten. Es macht mir nichts aus, am Wochenende unterwegs zu sein."

Fokus auf kleine Hersteller und Labels

Das Geschäft mit den Fashion Trucks scheint ganz gut zu laufen. Daniela Bode zum Beispiel will expandieren und einen zweiten Fashion Truck eröffnen. Es ist wohl auch deswegen ein Erfolg, weil es noch etwas Neues in Deutschland ist. Und für einige Fashion Truck-Macherinnen ist die Nische das Kerngeschäft. Manche spezialisieren sich auf faire Mode oder Vintage oder Boho-Style.
Daniela Bode verkauft kleine Hersteller und Labels. Die sind gar nicht besonders ausgefallen oder verrückt, aber es sind eben Sachen, die es in anderen Läden nicht gibt. Auf dem Nachtmarkt in Frankfurt etwa waren zeitweise sieben Personen auf den sieben Quadratmetern und alle waren sehr fröhlich und hatten Spaß. Und gefühlt haben auch alle etwas gekauft. Sandra aus Kelkheim zum Beispiel war mit ihrer Freundin da:
"Ich kenn' den Wagen schon vom Style-Markt in Mainz und bin also Wiederholungstäterin. Ich find's großartig."

"Das Konzept ist total süß"

Aber was ist so toll an einem superkleinen Laden?
"Ich finde das Konzept total süß. Ich finde, sie hat total schöne Sachen da. Sie hat absolut punktuiert die Sachen da. Obwohl ich nicht von der Stange einkaufe normalerweise, kann ich bei ihr einkaufen gehen."
Sandra ist eher größer als eine Frau im Schnitt. Sie kauft einen grauen Pulli. Einen Pulli, den sie auch sonst überall kaufen könnte. Warum also hier?
"Es ist schön. Und das Ambiente verleitet mich dazu, das zu kaufen. Und es ist kein Nepper, Schlepper, Bauernfänger."
Ein ganz anderes Einkaufserlebnis also als in einem gängigen Läden und beim Online-Shopping. Daniela Bode, die Betreiberin des Fashion Trucks "Truck-a-Porter", war vorher bei der Lufthansa. Mode sei eigentlich nur ihr Hobby gewesen. Als sie im Netz nach Ideen für kleine Läden gesucht habe, sei sie auf Fashion Trucks in Amerika gestoßen, wo es das schon länger gibt.
Dass sie mit einer überschaubaren Investition ihr eigener Chef sein konnte, ohne eine Ladenfläche anmieten zu müssen, hat sie überzeugt. Und der Vorteil, dass sie mit so einem Fashion Truck auch nicht an einen Standort gebunden ist, sprach auch dafür.
(Online-Fassung: mf)
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