Neue Premierministerin Theresa May

Eine zweite Eiserne Lady für Großbritannien?

Die britische Innenministerin Theresa May erscheint am 27. Juni 2016 zu einer Kabinettssitzung.
Die zukünftige britische Premierministerin Theresa May © picture alliance / dpa / EPA / Andy Rain
Von Jens-Peter Marquardt · 12.07.2016
Ab Mittwoch ist sie die neue Chefin: Innenministerin Theresa May. Nach Margaret Thatcher die zweite Premierministerin Großbritanniens. May gilt als ähnlich unnachgiebig wie Thatcher. Doch ist sie wirklich eine zweite Eiserne Lady?
Theresa May: die neue Margaret Thatcher, die zweite Eiserne Lady? Sie ist jedenfalls niemand, den man leicht über den Tisch zieht. Das musste auch die Polizeigewerkschaft erkennen, nachdem die Innenministerin in ihrem Haushalt den Rotstift angesetzt und Stellen bei der Polizei gestrichen hatte. Auf dem Polizisten-Kongress zeigte sie kompromisslose Härte: Es sei ihr Job, zu sagen, wie es sei, und nicht wie man es vielleicht gern hätte, so die Innenministerin.

"A bloody difficult woman"

Die Gewerkschafter jaulten laut auf, aber May ging ihren Weg. Ein früherer konservativer Partei-Veteran, der auch schon unter Thatcher gedient hatte, beschrieb May jetzt als "a bloody difficult woman" - eine verdammt schwierige Frau, meinte das aber eher bewundernd.
Und ein früherer Koalitionspartner, Ex-Wirtschaftsminister Vince Cable von den Liberaldemokraten, ist kein Freund ihrer Politik, hat aber Respekt vor dem Durchsetzungsvermögen der bisherigen konservativen Innenministerin: "Sie war sehr kompetent, zielstrebig und unnachgiebig. Wir haben das im Kabinett zum Beispiel bei der Zuwanderungspolitik erlebt. Und nicht nur ich habe das erlebt, zum Beispiel bei den Visa für ausländische Studenten. Sie war auch gegenüber Finanzminister Geoffrey Osborne und Premierminister David Cameron knallhart und hat Kompromissversuche immer wieder abgeschmettert."

Eiserne Lady oder doch weich gespülte Konservative?

Also wirklich eine zweite Eiserne Lady? Die 59 Jahre alte May kann auch anders. Während Thatcher die Marktwirtschaft entfesselt hat und die kleinen Leute links liegen ließ, forderte May schon 2002 eine andere sozialere Politik: "Unsere Basis ist zu eng, und so auch die Sympathien für uns - viele nennen uns die fiese konservative Partei", so die Tochter eines anglikanischen Pfarrers, verheiratet, aber kinderlos, mit einer Vorliebe für spektakuläre knallbunte Schuhe, auf dem Parteitag der Konservativen vor 14 Jahren.
Jetzt knüpfte May an diese Worte wieder an, als sie einen neuen Konservatismus ankündigte: "Wir glauben nicht nur an die Märkte, sondern an die Gemeinschaft. Wir glauben nicht nur an den Individualismus, sondern auch an die Gesellschaft. Wir hassen den Staat nicht, wir schätzen den Staat dort, wo nur er etwas bewirken kann. Und wir glauben, dass jeder und nicht nur die wenigen Privilegierten das erreichen sollen, was sie von ihrem Leben erwarten."

"Brexit bedeutet Brexit"

So hätte das Margaret Thatcher sicher nicht gesagt. Theresa May, also doch eine weich gespülte Konservative? Bei der man darauf hoffen kann, dass sie vielleicht doch noch einen Ausstieg aus dem Brexit findet? Immerhin war sie ja vor dem Referendum für den Verbleib des Landes in der EU eingetreten. Doch May erteilte solchen Spekulationen jetzt unter dem Beifall ihrer Anhänger eine klare Absage: "Brexit bedeutet auch Brexit, und wir werden daraus einen Erfolg machen. Es wird keine Versuche geben, in der EU zu bleiben."
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