Neue Alben: Retro

Alt, gut, dreht sich

Der Sänger der englischen Folk-Band Noah and the Whales, Charlie Fink, beim Optimus Alive Music Festival, in Oeiras in Portugal im Juli 2012
Der Sänger der englischen Folk-Band Noah and the Whales, Charlie Fink, beim Optimus Alive Music Festival, in Oeiras in Portugal im Juli 2012 © picture alliance / dpa
Von Uwe Wohlmacher · 14.05.2018
Zeitreise auf dem Plattenteller: Unter den aktuellen Wiederveröffentlichungen empfehlen wir eine Band namens Nirvana aus den 60ern, von der Steve Miller Band Songs der Siebziger und zwei Goldalben der Londoner Neo-Folk-Band Noah And The Whale.

Nirvana - England, anno 1967

1967 nahm das legendäre englische Label Island Records die Gruppe Nirvana unter Vertrag, die nichts mit den späteren Grungehelden zu tun hat, sondern in der Hauptsache aus dem Iren Patrick Campbell-Lyons und dem Griechen Alex Spyropoulos bestand. Nirvana veröffentlichten noch im selben Jahr das Konzeptalbum "The Story Of Simon Simopath", aus dem der wunderbare Singletitel "Pentecoast Hotel" zwar großes Hit-Potenzial hatte, aber dennoch kein Erfolg war.
Leider war auch das Nachfolge-Album der Band "All of us" ein kommerzieller Flop. Was schade war, denn: Wie auf dem Debüt, boten Nirvana darauf eine hochwertige Mischung aus Psychedelic und barockem Pop, mit sinfonischen Elementen im Stile der Beatles und Beach Boys, die wohl aufgrund der Masse an herausragenden Platten in den späten 1960er Jahren dennoch sang und klanglos unterging. 50 Jahre später werden die beiden ersten Nirvana-Platten nun unter dem Titel "Rainbow Chaser - The 60th Recordings" als Doppel-CD wiederveröffentlicht. Zusätzlich gibt es als Bonus noch stattliche 27 unveröffentlichte Outtakes, Demos und alternative Versionen, die zusammen mit den Originalsongs beweisen, dass die englischen Nirvana einen Ehrenplatz in der Rockhistorie bekommen sollten.

Nirvana : "Rainbow Chaser - The 60s Recordings"

Steve Miller Band: Aufgebrezeltes aus den 70ern

Anfangs noch tief im psychedelischen Blues verwurzelt, dirigierte der US-amerikanische Gitarrist und Sänger Steve Miller seine gleichnamige Band, ab den frühen 70er Jahren in Richtung Mainstream-Rock mit Country- und R&B-Einflüssen und landete mit diesem Rezept Hits am Fließband. "Take The Money And Run", The Joker", "Fly Like An Eagle" oder auch "Abracadabra" waren nur einige davon, die nicht nur kommerziell, sondern auch künstlerisch wertvoll waren.
In den 80er Jahren flaute der Erfolg jedoch langsam ab und im Jahrzehnt darauf war die Steve Miller Band, zumindest in Europa, nahezu in Vergessenheit geraten. Im April startete Steve Miller gerade eine große US-Tour. Das veranlasste die Plattenfirma wohl, das Ganze auch kommerziell zu unterfüttern und gleich neun erfolgreiche Platten aus den siebziger Jahren wieder aufzulegen. Technisch als HD-Digital-Audio ordentlich aufgebrezelt, sind die Originalalben einzeln auf farbigem Vinyl und alle zusammen in der Vinyl-Box "Complete Albums Volume 1" erhältlich. Musik, die erstaunlich zeitlos klingt und mir zumindest, beim Wiederhören sehr viel Spaß gemacht hat.

Steve Miller Band: "Complete Albums Volume 1"

Goldalben von Noah And The Whale

2006 gründete sich in London das Quintett Noah And The Whale, dass zu einer jungen aufstrebenden Neo-Folk-Szene gehörte und gleich mit seinem Erstling "Peaceful, The World Lays Me Down" ein Goldalbum einfuhr. War darauf noch leidlich flotter Indie-Pop zu hören, ging es auf dem ebenfalls vergoldeten Nachfolger "First Days Of Spring" deutlich melancholischer zu. Das Hauptthema des Konzeptalbums ist die Trennung, was wohl am Ausstieg von Laura Marling, Backgroundsängerin und Freundin des Sängers lag, die die Band für eine Solokarriere verließ.

2015 gaben Noah And The Whale trotz vier erfolgreicher Alben ohne Angaben von Gründen ihre Auflösung bekannt. Auf Initiative einer Online-Kampagne werden nun die beiden ersten Platten der Gruppe das erste Mal auf Vinyl veröffentlicht. Leider ohne zusätzliches Bonusmaterial und dennoch eine gute Gelegenheit zwei großartige Platten einer hochtalentierten Band noch einmal, oder neu zu entdecken.

Noah And The Whale: "Peaceful, The World Lays Me Down" und "First Days Of Spring"

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