Neue Alben

James Brown in Hochform

04:53 Minuten
James Brown live auf einem Konzert in den 80er Jahren. Der Musiker trägt ein schwarzes Hemd, der Hintergrund ist in weinrotes Licht getaucht.
James Brown auf einem Konzert in den 80er-Jahren. Das neue Album ist ein Mitschnitt eines Konzertes im Jahr 1969. © picture alliance
Von Uwe Wohlmacher · 21.10.2019
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James Brown, The Kinks und The Jam sind Pop-Klassiker. Nun werden Alben von ihnen wiederaufgelegt, Browns Live-Album erscheint erstmals: der Godfather of Soul, Maceo Parker am Saxophon, drei Drummer – und sieben unveröffentlichte Songs. Unbedingt anhören!
Er ließ sich selbst "Godfather Of Soul" nennen und seine Konzerte waren tatsächlich Messen in Sachen schwarzer Musik. So kam es nicht von ungefähr, dass James Brown der erste Black Music-Interpret war, der 1962 ein Live-Album veröffentlichte. Allerdings gegen den Willen seiner Plattenfirma, die nicht an den Erfolg von Live-Mitschnitten glauben wollte.
Nach dem überwältigenden Erfolg sollte 1969 ein weiteres erscheinen, das in Augusta, der Stadt seiner Kindheit, aufgenommen wurde. Doch als seine Band kurz nach dem Konzert zerbrach, landete der Mitschnitt im Archiv – und wird erst jetzt, 50 Jahre später, komplett veröffentlicht.

Am Saxophon: Maceo Parker

"Live At Home With His Bad Self", so der Albumtitel, präsentiert 18 Songs, von denen sieben bislang unveröffentlicht sind, die anderen waren bereits auf andere Platten verteilt worden.
Der spektakuläre Auftritt mit seiner damaligen Band, mit Maceo Parker am Saxophon und gleich drei legendären Schlagzeugern, ist ein mitreißendes Dokument der außergewöhnlichen Live-Qualitäten des einflussreichen Soulsängers.
Jetzt erscheint das neu abgemischte Konzert als Vinyl-Doppelalbum. James Brown in Hochform und deshalb: Unbedingt anhören!

The Kinks Box: wie ein neues Werk

Die Kinks gehörten in den 1960er Jahren zu den fünf Großen der britischen Musikszene – zumindest solange die Band den Schwerpunkt auf Hit-Singles legte. Mit Alben, vor allem mit den späteren Konzeptalben, blieb die Gruppe um Ray Davies eher glücklos.
Zum 50-jährigen Jubiläum erscheint nun das umfangreiches Album-Box-Set "Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire)". Ein Songzyklus "über den Niedergang und Verfall des britischen Weltreichs", aufgezeigt am Aufstieg des Teppichlegers Arthur, der die europäischen Charts verfehlte, aber mit "Victoria" wenigstens einen kleinen Single-Hit verbuchen konnte.
Das "50th Anniversary Box Set" von "Arthur" beinhaltet vier CDs, vier 7"-Singles, ein Buch mit Interviews und weiteren Extras. 81 Tracks – davon fünf bisher unveröffentlichte Songs, 28 Songvariationen und zusätzliches Bonusmaterial. Darunter auch ein verlorenes Dave Davies-Soloalbum.
Eine umfangreiche Sammlung, die wie ein neues Werk der Gruppe wirkt. Vielleicht im Umfang ein wenig ausufernd, aber dennoch ungemein unterhaltsam, da es ein Musterbeispiel für anspruchsvolle Texte, verbunden mit feinstem Brit-Pop, darstellt.

Untypisches Greatest-Hits-Album von The Jam

Das Trio The Jam tauchte 1976 im aufkommenden Punkboom in der Tradition von Vorbildern wie The Kinks, The Who und anderen Mod-Bands das erste Mal in den Charts auf.
Alle weiteren Veröffentlichungen der Band landeten danach ausnahmslos auf den obersten Plätzen und verdeutlichen die Ausnahmestellung, die sich The Jam bis zu ihrer Auflösung 1982 erspielt hatten. Jetzt wird "Snap!", die erste Hitzusammenstellung von 1983, wiederveröffentlicht.
Zwischen 1977 und '83 konnten The Jam nicht weniger als 37 Singles in den englischen Charts unterbringen. Ihre sechs Alben gehören bis heute zu den meistverkauften Platten des Landes.
"Snap!" ist ein untypisches "Greatest Hits Album", weil unter den 29 Songs etliche vergriffene Single B-Seiten und Raritäten zu hören sind, die einen perfekten Überblick über das Schaffen der Gruppe um Paul Weller liefern. Musikalisch zwischen mitreißendem Punk, druckvollem Power-Pop und weißem R&B angesiedelt, klingen The Jam 37 Jahre nach der Auflösung immer noch aufregend und absolut zeitlos. Derzeit mein Favorit auf dem Plattenteller.
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