Neu im Kino: "The Rider"

Nie wieder reiten!

Filmszene aus "The rider" mit Hauptdarsteller Brady Jandreau, Regie: Chloé Zhao (USA 2017)
"The rider" ist ein wahres Kleinod von einem Film, findet Patrick Wellinski. © Weltkino Filmverleih
Von Patrick Wellinski · 21.06.2018
Von einem erfolgreichen Rodeo-Reiter, der nach einem Unfall nicht mehr arbeiten darf, erzählt "The Rider". Der Laie Brady Jandreau spielt seine eigene Biografie. Der Film über einen Nachkommen der Lakota-Sioux ist berührend - ohne kitschig zu sein.

Worum geht es?

Brady Blackburn ist ein erfolgreicher Rodeo-Reiter. Während eines Ritts kommt es zum Unfall: Brady verletzt sich am Kopf. Seine Karriere steht auf dem Spiel. Doch das Rodeo ist für den Nachkommen der Lakota-Sioux der ganze Lebensinhalt. Nur in der innigen Verbindung mit den Pferden bekommt Bradys Alltag einen Sinn. Seine Versuche, trotz Risikos wieder zu reiten, bringen auch sein Umfeld zur Verzweiflung. Die einen – wie sein Vater – zweifeln an Bradys Männlichkeit, die anderen empfinden seinen Widerwillen aufzuhören als lebensmüde. Die einzigen, die Brady nicht verurteilen sind seine Pferde.

Was ist das Besondere?

Regisseurin Cloe Zhao ist geborene Chinesin und studierte Politikwissenschaftlerin und dreht seit vier Jahren die eindrücklichsten Porträts aus der Gegenwart der indigenen amerikanischen Bevölkerung. In "The Rider" erreicht sie mit ihrer einfühlsamen Beobachtung eine neue Qualität. Die innere Zerrissenheit ihres Protagonisten schildert sie zärtlich und ungeschminkt. Hauptdarsteller Brady Jandreau ist ein Laie, der hier seine eigene Biografie nachspielt. Das verleiht "The Rider" eine zwingende Authentizität. Dabei verhandelt der Film – wie nebenbei – Fragen nach modernen Maskulinität und zeigt den heiklen Alltag der indigenen Bevölkerung Amerikas, die nach dem richtigen Weg zwischen Moderne und Tradition sucht.

Die Bewertung

Ein wahres Kleinod von einem Film. "The Rider" ist wunderschön und berührend ohne kitschig zu sein. Chloe Zhaos Film ist eine sehr moderne Geschichte über die Identitätssuche eines Mannes, dessen Leben mit einem Mal aus den Fugen gerät. Einer der wenigen Filme derzeit für den es sich lohnt, das eine oder andere Fußball-WM-Spiel zu verpassen.
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