Neu im Kino: "Im Spinnwebhaus"

Mit Fantasie zurück in die Kindheit

Das durch die Baumkronen eindringende Sonnenlicht schafft in einem Waldstück eine Atmosphäre, wie in einem verwunschenen Märchenwald.
Der Film "Das Spinnwebhaus" zeigt mit fantastischen Elementen wie einem verwunschenen Wald den Blick eines Kindes auf die Wirklichkeit. © dpa/ picture-alliance/ Heinz-Dieter Linke
Von Anke Leweke · 30.03.2016
Jonas Mutter leidet unter "Dämonen" und deshalb übernimmt der 12-Jährige die Organisation der Familie. In ihrem Regiedebut "Im Spinnwebhaus" gelingt es Maria Eibl-Eibesfeldt Jonas' Blick auf die Realität einzufangen, findet unsere Kritikerin Anke Leweke.
Es sind die gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Bilder, die dieses Regiedebüt von Beginn an in ein besonderes Licht tauchen, die der Geschichte etwas Abstraktes und auch etwas Märchenhaftes verleihen. Es war einmal ein 12-jähriger Junge namens Jonas, der mit seinen beiden kleinen Geschwistern und seiner überforderten Mutter in einem kleinen Haus am Rande der Stadt wohnt. Rührend kümmert sich Jonas um seinen hyperaktiven Bruder und seine Schwester, die sich gerne in ihre Fantasiewelt vergräbt.
Eines Tages erklärt die Mutter, dass sie ins Sonnental reisen muss, um sich zu erholen, um die Dämonen zu vertreiben. Sie kommt nicht wie versprochen am Wochenende zurück. Jonas versucht, den Haushalt aufrechtzuerhalten, die Fassade zu wahren, bringt seine Geschwister zur Schule beziehungsweise in den Kindergarten. Den Lehrern und Nachbarn erklärt er, dass die Mutter eine Lungenentzündung habe. Das Geld geht aus, die Wohnung ist verwüstet – was nun?

Fantasie lässt "Im Spinnwebhaus" in der Realität ankommen

Es geht in diesem Film weniger um die sozialen und familiären Aspekte, etwa um das Wegschauen der Nachbarn, um die Hilflosigkeit und Depression der Mutter, das Desinteresse des Vaters. Vielmehr möchte Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt die Kinderwelt erkunden, die Perspektive von Jonas einnehmen. Der Junge fühlt sich verantwortlich, denkt, dass er ganz schnell erwachsen werden muss. Gleichzeitig ist er ganz bei sich, wenn er ausgelassen mit den Geschwistern spielt, mit seinem Fahrrad den Wald erkundet. Dort wird er einen seltsamen, jungen Mann im Ledermantel treffen. Dieser spricht in Reimen, mixt seltsame Elixire und wird zu einer Art Schutzengel für Jonas. Er ist es, der den Jungen wieder den Weg zurück in die Kindheit weist.
Vielleicht ist es gerade der märchenhafte Unterton, die fantastischen Elemente - wie der verwunschen wirkende Wald, der mysteriöse Fremde, ein bedrohlicher Vogel -, die diesen Film einerseits abheben, doch auch auf den Boden der Realität ankommen lassen. Mara Eibl-Eibesfeldt gelingt es, den Blick der Kinder auf die Wirklichkeit einzufangen, zu zeigen, wie sie sich auf ganz eigene Weise den Herausforderungen des Lebens stellen.

"Im Spinnwebhaus"
Regie: Mara Eibl-Eibesfeldt
Deutschland 2015
Darsteller: Ben Litwinschuh, Lutz Simon Eilert, Helena Pieske, Sylvie Testud
Länge: 91 Minuten

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