Neu im Kino

Drei Schwestern im Traditionskarussell

Die Schauspieler Max von Thun (v.l.n.r), Siir Eloglu, Regisseurin Buket Alakus, Adnan Maral, Idil Üner und Steffen Groth bei der Premiere des Kinofilms "Einmal Hans mit scharfer Soße" am 4.06.2014 im Cineplex-Kino in Berlin-Neukölln.
Die Schauspieler Max von Thun (v.l.n.r), Siir Eloglu, Regisseurin Buket Alakus, Adnan Maral, Idil Üner und Steffen Groth bei der Premiere des Kinofilms "Einmal Hans mit scharfer Soße" im Cineplex-Kino in Berlin-Neukölln. © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Von Hannelore Heider · 11.06.2014
Einen vergnüglichen Kinoabend schafft Buket Alakus mit ihrer Komödie um die schwierige Partnersuche der Deutsch-Türkin Hatice. An der Brisanz aktueller Probleme rührt der Film allerdings nicht.
2005 erschien der autobiografisch gefärbte Roman der türkischstämmigen Autorin und Journalistin Hatice Akyün über das Leben einer jungen Frau, die als Kind mit ihrer Familie nach Deutschland kam und im Spannungsfeld zweier Kulturen lebt. "Einmal Hans mit scharfer Soße – Leben in zwei Welten“ löste Kontroversen aus, weil er mit seinem komödiantischen Ton so gar nicht in die damals hitzig geführte Diskussion um "Ehrenmorde“ und das Leben innerhalb traditioneller türkischer Großfamilien in Deutschland zu passen schien.
Heute hat sich die gesellschaftliche Umwelt und das Bewusstsein über diese Konflikte verändert und dazu haben sicher auch die zahlreichen "deutsch-türkischen“ Filme beigetragen, die sich seitdem sehr erfolgreich um dieses Thema bemühten - wie zum Beispiel "Almanya - Willkommen in Deutschland“. Insofern kommt die Filmversion von Hatice Akyüns Geschichte sogar etwas spät. Sie erscheint zu harmlos komisch, ohne neue Perspektive und auch zu begrenzt auf die Partnersuche der emanzipierten Deutsch-Türkin Hatice (Idil Üner).
Verdammt dazu, einen Verlobten zu finden
Diese Partnersuche wird ihr förmlich aufgezwungen, da nach anatolischer Tradition ihre jüngere Schwester Fatma (Sesede Terziyan) nicht vor ihr heiraten darf, obwohl sie ihre Schwangerschaft nicht mehr lange verbergen kann. Ismail, das Familienoberhaupt (Adnan Maral), ist trotz seiner Herzensgüte in dieser Frage nicht zu erweichen, auch wenn er sonst die Segnungen deutschen Wohlstandes in Salzgitter genießt und seine Frau Emine (Siir Eloglu) sogar dazu anhält, ihre Deutschkenntnisse für den Einbürgerungstest zu verbessern. Hatice hat also ein Problem: Sie muss zumindest einen "Verlobten“ finden und weiß nur, dass sie keinen türkischen Macho will. Ihr Langzeitfreund Stefan (Janet Rieke) ist jedoch ein typisch deutscher blauäugiger Softie, der die Anpassung an türkische Verhältnisse so weit treibt, dass er für sie jegliche Attraktivität verloren hat.
In vielen kleinen, oft komischen Situationen wird dieser Konflikt ausgespielt, der Ton ist liebeswert, die Figuren sind es auch, und mit dem Schwesterndreigespann werden politisch korrekt die unterschiedlichen Befindlichkeiten junger Deutschtürkinnen abgedeckt. Visuell fällt der Film nicht auf, aber der Einfall, immer mal wieder in Entscheidungssituationen comicartig die Figuren aus Hatices anatolischem Dorf auftreten zu lassen, ist ganz hübsch. Das reicht für einen vergnüglichen Kinoabend, an der Brisanz aktueller Probleme rührt die Komödie aber nicht.

Einmal Hans mit scharfer Soße
BRD 2013
Regie: Buket Alakus
Darsteller: Idil Üner, Adnan Maral, Siir Eloglu, Sesede Terziyan, Demet Gül, Julia Dietze, Max von Thun, Janet Rieke, Steffen Groth
96 Minuten, ab 6 Jahren

Mehr zum Thema