Neu im Kino: "Die Ökonomie der Liebe"

Ewiger Ehekrach

Der belgische Regisseur Joachim Lafosse.
Der belgische Regisseur Joachim Lafosse. © picture alliance/ dpa
Von Jörg Taszman · 02.11.2016
Marie und Boris wollen sich trennen, doch Boris hat nicht genug Geld für eine eigene Wohnung. Deshalb schläft er im Wohnzimmer, was immer wieder zu hefigen Auseinandersetzungen mit Boris führt. Der Film zeigt, wie nah Hass und Liebe in Langzeitbeziehungen sind.
Marie und Boris leben getrennt, aber immer noch in derselben Wohnung. Eigentlich hat Marie alles geregelt: Wann Boris nach Hause kommen darf, an welchen Tagen er die gemeinsamen Zwillingstöchter hat.
Aber Boris ist Lebenskünstler, notorisch pleite und er hält sich nicht an Abmachungen. Der Architekt ohne genügend Arbeit kann nicht ausziehen und Marie ihn nicht auszahlen. Und so streiten sie heftig miteinander und es dreht sich primär alles um die finanziellen Schwierigkeiten, die sie unlösbar miteinander verketten.

Universelles Ehedrama à la Bergman

Dem Belgier Joachim Lafosse gelingt mit seinen beiden ausgezeichneten französischen Darstellern Bérénice Bejo (The Artist) und Cédric Kahn (von Hause aus Filmregisseur) ein universelles Ehedrama, das an Ingmar Bergman oder den ernsten Woody Allen erinnert. Faszinierend ist die Heftigkeit der Auseinandersetzungen bei der gleichzeitigen Nähe zwischen den Ex-Partnern.
Selten sieht man im Kino, wie nah Hass, Wut, Leidenschaft und (Rest)Liebe liegen und in Langzeitbeziehungen alternieren. Und die beiden sehr süßen Zwillingsmädchen sind immer mittendrin.
Neben vielen lauten gibt es auch ruhige, sinnliche und einfach tief berührende Szenen. So wenn unter dem Jubel der kleinen Töchter ihre Eltern zu einem Song tanzen und sich dabei wieder näher sind, als ihnen lieb ist. Ein fein beobachteter, zwischen Tragik und leisem Optimismus pendelnder Film, der einen emotional mitnimmt. Gehört zu den stärksten Kinofilmen des Jahres!

"Die Ökonomie der Liebe"
BEL/FRA 2016, Regie: Joachim Lafosse
Darsteller: Bérénice Bejo, Cédric Kahn, Marthe Keller
Länge: 101 Min.; FSK ab 12