Neu im Kino: "Born To Be Blue"

Ethan Hawke überzeugt als Jazz-Legende Chet Baker

Ethan Hawke als Jazztrompeter Chet Baker, mit Sonnenbrille und schwarzem Anzug im spärlichen Licht eines einzelnen Scheinwerfers (Bild: Alamode Film / Born to be Blue)
Schauspieler Ethan Hawke als Jazztrompeter Chet Baker in dem Film "Born To Be Blue". © Alamode Film / Born to be Blue
Von Patrick Wellinski · 07.06.2017
Chet Baker hatte das Zeug, ein ganz Großer zu werden. Er spielte an der Seite von Miles Davis und Dizzy Gillespie. Doch Drogen und Gewalt verhinderten seine Künstlerkarriere. Regisseur Robert Budreau ist mit "Born To Be Blue" dank Hauptdarsteller Ethan Hawke ein glaubhaftes Biopic gelungen.

Worum geht es:


Robert Budreaus "Born To Be Blue" nähert sich der Jazz-Legende Chet Baker, gespielt von Ethan Hawke, in dem er das Leben des Musikers nur über ein paar kritische Jahre verfolgt. Angefangen in den 1960er-Jahren, in denen der fast vergessene und kriminell gewordene Chet an einem Biopic über sich selbst mitarbeiten soll, bis hin zum Comeback-Versuch ein paar Jahre später mit einem legendären Auftritt im New Yorker Club Birdland an der Seite von Miles Davis und Dizzy Gillespie. Auf dem Weg dorthin ist es vor allem die langsam aufflammende Liebesgeschichte zur schönen, aber völlig fiktiven Jane, die sehr hilfreich für den Musiker wird. Doch die Sucht, Drogen und Gewalt verhindern den glanzvollen Aufstieg eines tragischen Künstlers.

Das Besondere an dem Film:

"Born To Be Blue" ist eine angenehme Abwechslung zu der Flut an Künstler-Biopics im Kino, die jedes Detail ihrer Hauptfigur ausleuchten wollen. Chet Baker erscheint uns hier als kaputter Mensch, der von Ruhm und eigenen Schwächen gebeutelt mit sich und seiner Kunst ringt. Besonders hart trifft es ihn, als ein Drogendealer ihm die Zähne ausschlägt und Chet versucht, blutüberströmt Trompete zu spielen. Das sind die stärksten Szenen eines Films, der häufig seine Protagonisten in Umkleidezimmern oder an Meeresufern platziert, um ihre Verlorenheit und Einsamkeit zu verdeutlichen. Dass Baker dennoch zart und sympathisch wirkt, ist der tollen Leistung von Ethan Hawke zu verdanken, der zwar nicht so aussieht wie der wahre Chet, der aber die geschundene Künstlerseele dennoch glaubhaft auf der Leinwand darstellen kann – und sogar selber singt. 


Bewertung:

Impressionistisch, zurückgenommen, fast schon cool, versucht der Film in losen Ellipsen sich dem hoch problematischen Menschen Chet Baker zu nähern. Dabei setzt Regisseur Budreau mit der Zeit vor allem auf bekannte Symbole und Inszenierungsideen, die auf Dauer an Wirkung verlieren. Zusammengehalten werden die einzelnen Lebensepisoden des Musikers von der wunderbar erdigen Performance von Ethan Hawke, der sich immer wieder sichtbar mit der Legende Baker und dem Menschen Baker auseinandersetzt. Es sind gerade diese Momente, in denen der Film genau die richtigen Noten trifft.

Born To Be Blue
Regie: Robert Budreau
Großbritannien, Kanada, 2017
Mit Ethan Hawke, Carmen Ejogo, Callum Keith Rennie

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