Naturkundemuseum Berlin

Ara - Bunt und bedroht

Zwei Hellrote Aras (lat. Ara macao) - auch Arakanga genannt. Eine Papageienart aus der Gattung der Eigentlichen Aras.
Manche der Präparate im Museum für Naturkunde sind fast 200 Jahre alt. Diese zwei hellroten Aras sind aber noch sehr lebendig. © picture alliance / ZB / Patrick Pleul
Von Christiane Habermalz · 22.05.2017
Die Ausstellung ARA zeigt mit historischen Präparaten den Zusammenhang zwischen globaler Wirtschaft und Lebensraumverlust. Von ursprünglich 19 Ara-Arten, sind zwei bereits ausgestorben. Das Naturkundemuseum Berlin hat sie alle.
Das wertvollste Präparat der Ausstellung liegt in einer Vitrine tot auf dem Rücken, die Krallen angezogen, die Glasaugen gen Himmel gerichtet. Es ist ein Kuba-Ara, ausgestorben vor über 100 Jahren. Der Vogel ist in der Vitrine auf einer Glasfläche montiert, unter der ein Spiegel angebracht ist. So lassen sich die prächtigen Farben seines Rückengefieders erkennen.
Ara Tricolor wurde er von den Kubanern einst genannt, der Dreifarbige: Der Körper leuchtend orange, der Kopf gelb, die Flügel türkisblau. Nur 19 Exemplare weltweit gibt es noch in Museen, erklärt Chefpräparator Jürgen Fiebig. Das Naturkundemuseum hat eines davon. Der deutsch-kubanische Naturforscher Johann Christoph Gundlach schickte den Balg 1885 von Havanna nach Berlin.
"Also gehört dieses Exemplar nicht nur zu den seltensten und wertvollen, sondern auch zu den ältesten gleichzeitig. Wir haben ja sehr viele Objekte, die weit über hundert Jahre sind, und nahezu 200 Jahre alte Objekte, die immer noch in gutem Erhaltungszustand in unseren Sammlungen aufbewahrt werden, und natürlich auch der internationalen Forschung dienen."
So ließ sich anhand des Berliner Präparats etwa nachweisen, dass der Kuba-Ara offenbar seinerseits Lebensraum für eine eigene Läuseart darstellte, die wahrscheinlich zusammen mit ihm ausgestorben ist. Das Berliner Exemplar des Kuba-Aras war so kostbar, dass es während des 2. Weltkrieges sogar in einem Banksafe untergebracht wurde, zusammen mit anderen besonders wertvollen Objekten. Dadurch entging er dem Bombentreffer, der 1945 das Museum traf, und dem viele Objekte zum Opfer fielen, erzählt Fiebig:
"Leider Gottes wurde auch – vor allem durch den Druck dieser Bombe, die hier eingeschlagen ist – der große Saal der Vogelpräparate zerstört. Sehr viele Vogelpräparate wurden geradezu aus dem Gebäude geschleudert, und darunter auch eine ganze Menge Aras, wie wir jetzt auch im Nachhinein noch aufgrund unserer alten Kataloge recherchieren konnten. Und dennoch muss man sagen, haben wir dennoch ein Riesenglück gehabt und der größte Teil der sehr wertvollen und alten Vogelsammlung ist erhalten geblieben."

Eine Mahnung für den Artenschutz

In der Tat ein Glück, wie sich jetzt zeigt. Alle 19 Ara-Arten kann das Naturkundemuseum Berlin aus seinen Beständen zeigen – eine farbenprächtiger als die andere – das allein ist schon eine kleine Sensation. Die Präparate der 17 noch lebenden Arten sind extra für die Ausstellung hergestellt worden – und wirken dabei so lebendig, dass man fast mitfiebert, etwa wenn ein Jaguar im Sprung die Tatzen nach zwei fliegenden Grünflügelaras ausstreckt oder eine Harpye, der größte Adler der Welt, seine Kralle auf den Hals eines erlegten Aras legt.
Und die Ausstellung ist sehr politisch: Sie will zeigen, wie stark die Aras, die fast überall in ihrem Lebensraum extrem bedroht sind, mit uns in Deutschland und unserem Lebensstil zusammenhängen. Ein Naturkundemuseum mit seinen Sammlungen an ausgestorbenen Tieren sei ein guter Ort, um für den Artenschutz zu mahnen, sagt Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums.
"Weil die Natur bestimmen wird, was mit uns Menschen passiert. Wir glauben, dadurch, dass wir in den letzten 200 Jahren uns zum Beherrscher der Natur aufgeschwungen haben, dass das immer so weiter geht. Da gibt es aber jede Menge natürlicher Prozesse, einer davon heißt Evolution, dem unterliegen auch wir, und wir müssen uns anstrengen, wie wir in Frieden und nachhaltig mit der Natur leben."

Der Sojaanbau zerstört Lebensräume

Lange war es vor allem der illegale Handel mit den beliebten Käfigvögeln, der die Bestände schrumpfen ließ. Heute ist es der Sojaanbau, Viehfutter für die industrielle Fleischproduktion, dem die letzten Lebensräume, Trockensavannen und Regenwälder, zum Opfer fallen. Jeder Deutsche verbraucht für seinen persönlichen Fleischkonsum in Südamerika etwa die Fläche eines Fußballfeldes, rechnet WWF-Vorstand Christoph Heinrich vor. Rechnet man das hoch, so Heinrich:
"Dann summiert sich am Ende unser Soja-Fußabdruck in Südamerika auf 2,3 Millionen Hektar. Das entspricht der Flächengröße von Hessen. Also eine gewaltige Anbaufläche, die in Südamerika dafür umgewandelt werden musste, damit wir hier unser Soja importieren und in die Fleischproduktion hineingeben."
WWF und der Verband der zoologischen Gärten in Deutschland sind Projektpartner der Ausstellung – ebenso der Brandenburger ACTP, der sich an der Erhaltungszucht des seltensten Aras der Welt, des Spix-Aras beteiligt. Über eine Live-Kameraschaltung können Besucher der Ausstellung den Papageien in die Brutkästen gucken.
Vor allem aber zeigt die Ausstellung, wie der Mensch noch immer systematisch zerstört, was er am meisten liebt. Die Schwanzfedern waren schon bei den indigenen Völkern beliebt als farbenfroher Kopfschmuck, so wurden die Vögel gehalten und gezüchtet, nur um ihnen regelmäßig die Federn herauszureißen.
Und weil die Aras als exotische Käfigvögel in aller Welt immer noch so beliebt sind, blühen bis heute, dem Washingtoner Artenschutzabkommen zum Trotz, Wilderei und illegaler Handel auch mit den seltensten Arten. Denn auch bei den Aras gilt: je größer die Rarität, desto höher die Preise auf dem Schwarzmarkt.
Der Mensch und der Ara haben eine besondere Beziehung, die auf der Bewunderung von Schönheit und Intelligenz der Vögel beruht. Leider geht diese Liebe nicht gut aus für die Aras.

Info: Die Ausstellung "Ara" ist ab 23. Mai 2017 im Museum für Naturkunde Berlin zu sehen.

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