Nahe Ramstein im Bau

Größtes amerikanisches Krankenhaus außerhalb der USA

Darstellung des geplanten US-Militärkrankenhauses im rheinland-pfälzischen Weilerbach in der Nähe der US-Air-Base Ramstein
Geplantes US-Militärkrankenhaus im rheinland-pfälzischen Weilerbach in der Nähe der US-Air-Base Ramstein © dpa / HOK / HWP Architekten
Von Nana Brink · 29.09.2017
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit entsteht in der Nähe der Air Base im rheinland-pfälzischen Ramstein die größte Militärklinik der Amerikaner außerhalb der USA. Deutsche Patienten haben keinen Zutritt, aber die Bundesregierung zahlt Millionen - im Rahmen der Nato-Verpflichtung.
Es ist nicht die leiseste Ecke Deutschlands, auch wenn der Name täuscht: Ausfahrt Einsiedlerhof an der A6 Richtung Kaiserslautern. Eine schmale Landstraße führt durch ein Waldstück. 200 Meter, dann beginnt der Stacheldrahtzaun. Und der Lärm.
Christoph Strohschneider: "Da haben sie auch schon den authentischen Sound, da werden Triebwerke hoch gefahren, von der Air Base …"
… in Ramstein, dem größten Militärflughafen der USA in Europa. Direkt gegenüber wächst ein zweiter amerikanischer Superlativ. Lärm inklusive.
Vom größten amerikanische Militärhospital außerhalb der USA sieht man bislang nur rote, plattgewalzte Erde, wie ein Kuchenstück herausgeschnitten aus einem dunkelgrünen Wald. Christoph Strohschneider – als Direktor des Amtes für Bundesbau federführend auf der deutschen Seite – und Bradley Dunbar, sein Counterpart auf amerikanischer Seite stehen am Eingang der Baustelle.
Pressesprecherin; Ellen Kugler, Amt für Bundesbau; Bradley Dunbar, Health-Manager; Christoph Strohschneider, Direktor des Amtes für Bundesbau; Gary Lopez, verantwortlicher Ingenieur auf US-Seite (v.l.)
Pressesprecherin; Ellen Kugler, Amt für Bundesbau; Bradley Dunbar, Health-Manager; Christoph Strohschneider, Direktor des Amtes für Bundesbau; Gary Lopez, verantwortlicher Ingenieur auf US-Seite (v.l.)© Nina Brink
49 Hektar – das entspricht der Fläche von 70 Fußballfeldern - für ein Mega-Projekt: Ein Hospital, angelegt für alle US-Soldaten und ihre Angehörigen in Europa, im Nahen Osten und in Afrika. Medizinische Anlaufstelle für 200.000 Amerikaner. Aber vor allem auch für die Verwundeten aus den amerikanischen Einsätzen im Irak und Afghanistan. Bislang wurden sie nach Landstuhl geflogen, knapp 13 Kilometer entfernt von der Air Base in Ramstein. Doch das Krankenhaus aus den 1950ern ist in die Jahre gekommen. 2009 beschloss der US-Senat einen Neubau. Kostenpunkt: Knapp eine Milliarde US-Dollar. Finanziert durch amerikanische Steuermittel. Für Bradley Dunbar, von Anfang an dabei, ein klares Signal:
"Das ist unser Beitrag für die Nato, das ist so, es ist eine Verpflichtung für unsere Beziehungen zur Nato. Das europäische Szenario ist entscheidend für unser nationales Interesse."

Erstaunlich wenig Lärm um das Großprojekt

Der Satz von Bradley Dunbar klingt wie ein politisches Statement in diesen Zeiten, in denen US-Präsident Trump die Nato schon mal für obsolet erklärt hat. Aber Krankenhäuser haben eine längere Planungsphase als Legislaturperioden von Präsidenten. Dieses hier besonders. Weitgehend unbemerkt von einer großen Öffentlichkeit entsteht hier nicht nur die größte, sondern auch die modernste amerikanische Militär-Klinik: neun Operationssäle, knapp 100 Betten, insgesamt über 4.500 Räume. Hier werden die besten Militär-Chirurgen und Trauma-Spezialisten arbeiten. Auch für die deutsche Seite sucht das Projekt seinesgleichen, wie Christoph Strohschneider vom Amt für Bundesbau erklärt:
"Im Moment ist es eines der größten, das die Bundesrepublik Deutschland eigentlich als Deutschland baut. Ein Milliardenvolumen als Bauvolumen, und das will ja abgewickelt werden - und ich sage das in Erfahrung der anderen Großprojekte, an anderen Stellen; haben wir uns doch den Ehrgeiz gesetzt, es sehr geräuschlos zu Ende zu bringen."
Mit geräuschlos meint der Chef des Amt für Bundesbau die bisherige Planungsphase. Das Großprojekt wird planungstechnisch vom Bund betreut. Strohschneider und seine Behörde bauen seit Jahrzehnten mit und für die Amerikaner rund um die Airbase in Ramstein. Noch nie allerdings in diesem Umfang:
"Die Planungskosten werden zum größten Teil von der Bundesrepublik getragen, das sind riesige Summen. Was haben wir 150, 151 Millionen an Planungskosten, was hier anfällt. Die Bundesrepublik trägt gemäß dem Grundabkommen zwischen USA und der Bundesrepublik diese Kosten. Das ist viel, das ist politisch so gewollt."
Für ein Krankenhaus auf deutschem Boden, in dem ausschließlich amerikanische Truppenangehörige behandelt werden. Außer im Terrorfall. Die Grundlage dafür findet sich in einem Abkommen aus dem Jahr 1975, ein Zusatz zum Nato-Truppenstatut, das die Anwesenheit ausländischer Truppen in Deutschland regelt. Die Friedensbewegung hat schon immer gegen die Air Base in Ramstein als Drehscheibe amerikanischer Militäraktionen protestiert.
Eingang zur Air Base in Ramstein - gegenüber liegt die Baustelle für das neue Krankenhaus
Eingang zur Air Base in Ramstein - gegenüber liegt die Baustelle für das neue Krankenhaus© Nina Brink
Um das neue Großprojekt allerdings gibt es erstaunlich wenig Lärm. Ellen Kugler, beim Bundesbauamt für die Pressearbeit zuständig, findet das nicht überraschend.
"Wenn Sie sagen, es läuft geräuschlos hier in der Westpfalz: Die Amerikaner sind ein großer Wirtschaftsfaktor. Weil die Bevölkerung nicht von Losungen geprägt ist: Ami go home! Kein Naherholungsgebiet, war ja immer closed, immer der Zaun drum herum."

"Deutsche Regierung hat uns fantastisch geholfen"

Die Fläche fällt in die Gemarkung von Weilerbach, eine 14.000-Einwohnergemeinde nahe der Air Base. Es war ein Munitionsdepot, unzugängliches, militärisches Sperrgebiet. Als die Pläne für das Krankenhaus öffentlich wurden, gab es dann doch Proteste. Gary Lopez, der für die US-Streitkräfte als Ingenieur die Baustelle betreut, war ziemlich überrascht:
"The Wildcat – currently back here ... There were two species of lizzards, there was a bat, Bechstein bat? They created new habitats for the lizzards. It was a lot of effort."
Christoph Strohschneider: "Wir hatten hier ein komplettes Waldgelände. Und im Zuge der Umweltverträglichkeitsuntersuchung, die man bei so einem Projekt laufen lassen muss, wurde dann festgestellt, dass hier die Wildkatze in den Wälder verkehrt und dann gab es noch die Bechstein-Fledermaus, die hier auch noch zu Gange war und das hat Wallungen gebracht. BUND und Nabu - von vornherein beteiligt -, die wussten Bescheid und am Schluss haben wir es geschafft, dass BUND und Nabu die Zustimmung gegeben haben und wir roden durften."
Zwölf Millionen Euro haben die Amerikaner an Kompensation für die Abholzung der Waldfläche gezahlt. Gary Lopez drückt sich diplomatisch aus:
"Das ist alles sehr strikt hier in Deutschland, und es hat einen großen Aufwand erfordert, aber die deutsche Regierung hat uns fantastisch geholfen, so dass wir die Bäume roden konnten."
2018 erst beginnt die eigentliche Bauphase. 2022 soll das Krankenhaus fertig sein. Inklusive des quasi direkten Zugangs vom Rollfeld der gegenüberliegenden Air Base, auf den Colonel Claude Burnett, stellvertretender Kommandeur der alten Klinik in Landstuhl, dringend wartet:
"Bis jetzt musste ein Soldat nach Ramstein geflogen werden, dann in eine Ambulanz verladen und dann über hügelige Landstraßen nach Landstuhl gebracht werden – je nach Verletzungsgrad ist das nicht gerade ideal. Die neue Klinik wird fast fußläufig an der Landebahn sein. Die Vorteile liegen auf der Hand, wir können Soldaten in Minuten von A nach B verlegen."

Reportage von Nana Brink über die US-Militärklinik in Landstuhl, in der bislang alle verwundeten Soldaten aus den US-Einsätzen im Nahen Osten oder Asien behandelt werden. Das Krankenhaus ist ein Symbol - aber eines, das bröckelt.


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Einfahrt zur Notaufnahme im bisherigen US-Militärhospital in Landstuhl nahe Ramstein
© Nina Brink

Wie wird das geplante größte Militärkrankenhaus der Amerikaner in Weilerbach von den Bewohnern angenommen? Reportage von Nana Brink:


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Anja Pfeiffer, Bürgermeisterin von Weilerbach, wo das neue US-Militärkrankenhaus entsteht
© Nina Brink
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