Nähe von Politik und Auto-Industrie

"Es geht um den Wohlstand der Nation"

Neu- und Jahreswagen verschiedener Autohersteller stehen auf dem Lagergelände eines Logistikunternehmens im mittelbadischen Kippenheim.
Neu- und Jahreswagen verschiedener Autohersteller stehen auf dem Lagergelände eines Logistikunternehmens im mittelbadischen Kippenheim. © picture alliance / dpa / Rolf Haid
Georg Meck im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 27.07.2017
Hat die Politik versagt, war sie zu nah an der Automobilindustrie? Man könne es der Politik nicht vorwerfen, gerade die Autobauer im Blick zu haben, meint der Journalist Georg Meck, zu wichtig seien sie für Deutschland. Er sieht eher die Kunden in der Pflicht.
Die deutsche Automobilindustrie ist eines der Juwele der deutschen Industrie: Ihre Produkte sind Statussymbole und sie genießt weltweite Reputation. Jetzt ist sie in eine ihrer größten Krisen gestürzt: Zuerst der Dieselskandal, bei dem eine Software den Schadstoffausstoß der Autos auf dem Teststand künstlich reduzierte, jetzt enthüllten journalistische Recherchen ein Kartell aller großen deutschen Autobauer.
Und die Politik? Fasst die Autobauer mit Samthandschuhen an - überhaupt gäbe es eine viel zu große Nähe zwischen Staat und Automobilindustrie, kritisierte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Was ist an diesem Vorwurf dran? Wie unabhängig ist man voneinander, wenn zum Beispiel das Bundesland Niedersachsen 20 Prozent der Anteile an Volkswagen hält?

Eine Industrie von der Politik hofiert

Der Wirtschaftsjournalist Georg Meck ist Autor des Buches "Auto Macht Geld. Die Geschichte der Familie Piech" und ein Kenner der deutschen Automobilindustrie. Bei Volkswagen stimme der Vorwurf "auf jeden Fall", meint Meck.
"Wenn das nicht nur Wahlkampfgetöse ist, müsste Hendricks eigentlich dafür sorgen, dass ihr Parteifreund, Niedersachsens Ministerpräsident Weil, aussteigt bei Volkswagen."
Es gäbe da einfach keine saubere Trennung, kritisiert er.
"Es ist nunmal so, dass Autobosse - ob nun BMW, Mercedes oder Volkswagen - immer sehr viel leichter einen Termin im Kanzleramt bekommen haben als andere kleinere Mittelständler aus anderen Branchen. Dafür ist die Branche einfach sehr wichtig für Deutschland. Die Politik hofiert die Automobilindustrie - das muss nicht immer zum Nachteil sein, aber hat auf jeden Fall auch Auswüchse gezeigt in der letzten Zeit."
Ob Arbeitsplätze oder Steuereinnahmen - die Branche ist wichtig für Deutschland:
"Es geht um den Wohlstand der Nation."
Insofern sei es legitim, dass die deutsche Regierung in Brüssel versuche, deutsche Interessen durchzusetzen.
Druck sollten vor allem die Kunden ausüben, meint Meck:
"So lange die in der Mehrzahl SUVs und Geländewagen kaufen, da müssen sie sich auch fragen, wie es mit der Öko-Moral bei ihnen selbst bestellt ist."

Unsere Korrespondentin Barbara Schmidt-Mattern war in Wolfsburg beim Besuch von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks dabei:
Audio Player

Mehr zum Thema