Nach Bremer Bamf-Skandal

"Die Mitarbeiter wurden im Stich gelassen"

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg
Das Image des Bamf ist schwer beschädigt. Die Bremer Außenstelle darf vorerst keine Asylentscheidungen mehr treffen. Gegen die frühere Leiterin und weitere Verdächtige wird ermittelt. © imago
Karl-Heinz Meier-Braun im Gespräch mit Dieter Kassel · 24.05.2018
Druck, Überforderung, Akkordarbeit: So beschreibt Karl-Heinz Meier-Braun die Arbeitssituation beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Der Skandal um unrechtmäßige Asylentscheide in der Bremer Außenstelle wundert ihn nicht.
In der Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ist es zu zahlreichen Asyl-Anerkennungen ohne Rechtsgrundlage gekommen. Karl-Heinz Meier-Braun glaubt nicht, dass es sich dabei um einen Einzelfall handelt, wie er im Deutschlandfunk Kultur sagte: "Mich würde es nicht ganz wundern, wenn noch einiges hochkommt", erklärte der ehemalige Integrationsbeauftrage des Südwestrundfunks. Schließlich habe man "in der Vergangenheit ja schon obskurste Sachen erlebt beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge." Meier Braun, Autor des Buchs "Schwarzbuch Migration. Die dunkle Seite unserer Flüchtlingspolitik", verwies dabei auf den Fall des Bundeswehroffiziers, der sich erfolgreich als Asylbewerber ausgegeben hatte.

Im Stich gelassen von der Politik

Er selbst sei mehrfach beim Bamf in Nürnberg gewesen und habe die Mitarbeiter dort als engagiert und motiviert erlebt. Doch sie seien angesichts der hohen Zahlen von Asylbewerbern 2015/16 überfordert gewesen:
"Sie haben rechtzeitig darauf hingewiesen, dass die Zahlen steigen werden, aber sie wurden im Stich gelassen von der Politik, vom Bundesinnenministerium und dem Bundesinnenminister, dem sie direkt unterstellt sind."

Moderne Akkordarbeit

Vor der Bundestagswahl seien sie "massiv unter Druck" gesetzt worden, Hunderttausende von Anträgen abzubauen: "700.000 haben sie in einem Jahr entschieden - das muss man sich mal vorstellen - da musste ja was schief laufen in dieser Asylmaschinerie auf Hochtouren."
Niemand wolle in der Haut eines Entscheiders stecken, das sei "moderne Akkordarbeit". Dabei würden Fehler passieren. Nun das Vertrauen in das Bamf wieder herzustellen, sei "verdammt schwer", so Meier-Braun: "Das Image ist schwer beschädigt". (bth)
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