„My Little Pony“-Memes

Bunte Pferdchen von Rechts

09:29 Minuten
Zeichentrickszene: Neben einem blauen Pony sitzt ein blondes Mädchen. Im Hintergrund ist ein Regenbogen.
Wie "Pepe The Frog" ist auch "My Little Pony" zu einem Meme der Alt Right geworden. © picture alliance/dpa/Mary Evans Picture Library/Ronald Grant Archive/Hasbro Industries/Sunbow Productions
Sarah Rudolph im Gespräch mit Massimo Maio · 09.07.2020
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Ponys mit Kulleraugen, die Mädchen ansprechen sollen – das war die Idee für die Zeichentrickserie „My Little Pony“. In den 80ern wurde sie vom einem US-Unternehmen in Auftrag gegeben, mittlerweile wird sie auch für Nazi-Memes im Internet genutzt.
"My Little Pony" ist eine Fernsehserie, die an "cuteness" kaum zu überbieten ist. Eine Schar Ponys mit unterschiedlichen Charakteren besteht Geschichten und Abenteuer, alles mit runden Kulleraugen und Pastellfarben. "Mädchencontent", so ist das gedacht.
"My Little Pony" machte Furore, es gab einen Kinofilm, und es gibt Memes auf Social-Media-Kanälen und eine Fankultur. In unseligen Variationen, Permutationen und Fanseiten sind die Ponys unterwegs. Auch bei Männern. Das Spektrum reicht von knuffigen Nerds - bis zu beinharten Nazis.
Wie "Pepe The Frog" ist auch "My Little Pony" zu einem Meme der Alt Right geworden. Auch hier, wie überall sonst in Kultur und Entertainment, sieht man sich durch die Diskussion um Rassismus zum Handeln genötigt. Das wichtigste Fan-Board Derpibooru hat jetzt angekündigt, gegen den rassistischen Teil ihrer Kundschaft vorzugehen, ihn zu kontrollieren und auszusperren.

Ein animiertes buntes Pony geht durch eine Traumkinderwelt.
Thematisch habe es schon mit dem Beginn der Serie 1984 Anknüpfungspunkte für die rechte Bewegung geben, sagt Rudolph.© sotck/imago images/Lions Gate/Courtesy Everett/Collection
Vor allem weiße Männer, die sich "Bronies" – "Brother Ponys" nennen, tummeln sich im Internet und posten Pony-Memes. Ursprünglich sei das aus der Netzkultur entstanden, sagt Kulturjournalistin und Videospiel-Expertin Sarah Rudolph. "Menschen haben sich einen Scherz daraus gemacht, diese niedlichen Ponybilder überall zu posten und anderen Leuten damit auf die Nerven zu gehen."

"Das ist rechte Propaganda"

Als Reaktion darauf hätten auch Männer angefangen, sich die Serie anzuschauen. Daraus seien schließlich zwei Gruppen entstanden, so Sarah Rudolph. Die einen würden es ironisch und lustig finden, die anderen würden die Serie ernst nehmen und analysieren.
Der vermeintliche Spaßfaktor sei in dieser Fankultur vor allem das Problem. So gebe es das weiße, blauäugige Pony Arianne, das ein Hakenkreuz als Schönheitsfleck trage. Mit diesen vermeintlichen Witzen würden diese Memes sehr viel Aufmerksamkeit erhalten, sagt Sarah Rudolph. "Das sind aber keine Witze, das ist rechte Propaganda. Die aber nicht ernst genommen wird."


In Fankreisen würden die Absender der Memes verharmlost und es werde zugeschaut. Es werde argumentiert, das seien keine richtigen Fans, deshalb müsse man sich dagegen auch nicht wehren. Viele würden nicht wahrnehmen, wie gefährlich diese rechte Propaganda sei, so Sarah Rudolph. Die Haltung sei: "Das hat mit mir nichts zu tun. Das ist lustig."

Fantreffen mit Naziuniform

Thematisch habe es schon mit dem Beginn der Serie 1984 Anknüpfungspunkte für die rechte Bewegung geben. So habe es bereits an der ersten Staffel Kritik für die rassistische Darstellung von Zebras und Bisons gegeben.
Viele Fans sagen heute, sie würden die rechten und rassistischen Memes im Netz gar nicht wahrnehmen, so Rudolph. Die rechte Ideologie greife aber auch auf die analoge Welt über. So seien auf einer deutschen Fanconvention Personen in Naziuniform aufgetaucht.
Mittweile werde aber auch in deutschen Fanforen über rechte Inhalte debattiert, sagt Sarah Rudolph. Der Haupttenor sei, es sei wichtig, darüber zu sprechen. Denn über solche Memes würden Menschen mit der rechten Ideologie konfrontiert und rekrutiert. "Das ist wie eine Einstiegsdroge."
(jde)
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