Musikalische Erinnerung

Dirigieren als kammermusikalische Disziplin

Der italienische Dirigent Claudio Abbado bei der Eröffnung des Luzerner Festivals 2007
Der italienische Dirigent Claudio Abbado bei der Eröffnung des Luzerner Festivals 2007 © picture-alliance / dpa/Eddy Risch
04.01.2015
Im Januar des vergangenen Jahres starb Claudio Abbado. Wir erinnern an den großen Dirigenten und Orchestergründer mit einer Auswahl seiner Aufnahmen und mit Stimmen einiger Weggefährten.
Wenn ein vom Krebs gezeichneter Mensch im Alter von 80 Jahren stirbt, mag es merkwürdig erscheinen, dies als überraschend zu bezeichnen. Und dennoch löste der Tod von Claudio Abbado am 20. Januar 2014 Bestürzung in der Musikwelt aus. Man hatte sich geradezu daran gewöhnt, dass der durchgeistigt erscheinende Maestro gleichsam über seiner Physis stand, die Krankheit bezwungen hatte und jedes Konzert, um es mit Beethoven zu formulieren, „neue Kraft fühlend" zum Ereignis machte.
Abbado war ein Feingeist, der durch die Krankheit seiner letzten 15 Lebensjahre in der ätherischen Abgeklärtheit seiner Musikauffassung sicherlich bestärkt wurde. So bleiben von seinen späten Konzerten in Berlin und Luzern vor allem jene atemberaubenden Momente der Stille in Erinnerung, die Abbado etwa aus dem Requiem von Giuseppe Verdi oder aus seinem Lieblingswerk, der 9. Sinfonie von Gustav Mahler, heraushörte.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass Abbado zugleich ein italienischer Vollblutmusiker war – einer, der als leidenschaftlicher Opernkapellmeister ebenso brillierte wie als Begleiter des pianistischen Wirbelwinds, den die junge Martha Argerich zu entfesseln verstand. Die Bilder Abbados als Anwalt vergessener wie auch neuester Musik und als kammermusikalisch inspirierter Orchestergründer fügen seinem einzigartigen Interpretenprofil einige Facetten hinzu, ohne dieses vervollständigen zu können.
Es ist unmöglich, im Rahmen einer zweistündigen Sendung ein solches Lebenswerk auch nur annähernd darzustellen, und dennoch sollen zu Ehren Abbados einige Stationen seines künstlerischen Lebensweges nachvollzogen werden – mit Musik u.a. von Beethoven, Debussy, Mahler, Schubert, Verdi und Xenakis sowie mit Stimmen einiger Weggefährten.
Claudio Abbado (1933-2014) – eine Hommage zum 1. Todestag
Konzertmitschnitte und Plattenaufnahmen, Erinnerungen von Weggefährten
Moderation: Olaf Wilhelmer