Musik-Streaming

Die gesellschaftliche Mitte noch nicht erreicht

Musik aus dem Internet
Musik aus dem Internet - wer macht mit? © picture alliance / dpa / Daniel Bockwoldt
Gespräch mit Oke Göttlich · 12.11.2014
Seit immer weniger Tonträger verkauft werden, setzt die Musikindustrie auf Streaming im Internet. Droht damit dem physischen Tonträger das Aus? Nein, sagt der Indie-Aktivist Oke Göttlich: Die knacksende Schallplatte wird immer noch geliebt.
Streaming gilt als neue Zauberformel für die Musikindustrie, seit immer weniger Tonträger verkauft werden. Dabei wird Musik nicht mehr heruntergeladen, sondern übers Netz in einem Datenstrom abgerufen. Das geht bei einigen Anbietern wie Spotify kostenlos, allerdings unterbrochen von Werbung und mit eingeschränkten Funktionen. Deshalb wechseln Nutzer zunehmend zu einem Zugang mit Abogebühr: Für rund zehn Euro im Monat kann man aus 15 Millionen oder mehr Songs auswählen.
Während Musiker kleinerer Labels das Konzept eher skeptisch sehen und um ihre Verdienstmöglichkeiten fürchten, lohnt sich das Geschäft für die Großen: Vor wenigen Tagen meldete der Musikverlag und Labelbetreiber Kobalt, der zu den größten der Welt gehört, er habe zum ersten Mal mehr Umsatz mit Spotify gemacht, als mit dem klassischen Musikshop iTunes von Apple.
Ende des Tonträgers?
Bedeutet das Streaming irgendwann das Ende des Tonträgers? "Das sei "totaler Quatsch", sagte Oke Göttlich, Indie-Aktivist und Chef des digitalen Medienvertriebs "finetunes" im Deutschlandradio Kultur.
"Das Streaming hat den Massenmarkt, also die gesellschaftliche Mitte noch lange nicht erreicht."
Es gebe viele Menschen, die sich dem ewigen technischen Fortschritt verweigerten:
"Sondern einfach mal sagen: 'Ich möchte zu Hause gerne meine knacksende, schöne, atmosphärische Schallplatte hören'. Und natürlich wird es physische Formate auch noch in zehn Jahren geben."
50 Euro gibt der Durchschnittsdeutsche im Jahr für Musik aus
Viele Menschen müssten die erst einige Jahre existierende Technik des Streaming allerdings erst einmal für sich entdecken, meinte Göttlich. Für manche bedeute auch die Bezahlung dieser Dienste mit durchschnittlich 120 Euro im Monat eine Hürde. Dieser Betrag sei deutlich höher als die 50 Euro, die der Bundesbürger bisher im Schnitt für Musik ausgeben habe:
"Das ist die Chance für den Streaming-Markt und für die Musik. Nicht nur für Industrie, sondern auch für die Musiker selbst. Aber es ist natürlich auf der anderen Seite auch erst einmal eine Überwindung zu sagen: ' Ja, ich zahle zehn Euro pro Monat, um den freien Zugang zu Musik zu haben'."
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