München und die Flüchtlinge

Das Oktoberfest als "Krisenwiesn"?

Die ersten Wiesenbesucher stehen am 19.09.2015 in München (Bayern) bei Sonnenaufgang, zu Beginn des Oktoberfestes, vor den noch geschlossenen Bierzelten. Die 182. Wiesn dauert bis zum 04.10.2015 und wird wieder rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt anlocken.
Schon vor der offiziellen Eröffnung des Oktoberfests sind die ersten Wiesnbesucher da. © picture alliance / dpa / Peter Kneffel
Von Lisa Weiß · 19.09.2015
Oktoberfest und Flüchtlinge - der Stadt München steht an diesem Wochenende erneut eine logistische Herausforderung bevor. Züge mit neu ankommenden Flüchtlingen sollen aber möglichst in andere Städte umgeleitet werden.
Das Oktoberfest als Krisenwiesn? Davon kann auch in diesem Jahr keine Rede sein, glaubt Winfried Blume-Bayerle von der Stadt München:
"Ich sehe das Oktoberfest 2015 nicht anders als die davor. Das wird ein schönes, ich denke auch ein friedliches Fest werden. Und die Sondersituation Hauptbahnhof, das haben wir in den letzten zwei Wochen bewiesen, die haben wir im Griff."
Hunderte Polizeibeamte an den Bahnhöfen
Ein Flügel des Münchner Hauptbahnhofs ist abgetrennt. Hier kommen die Flüchtlinge an, werden nach draußen gebracht und auf dem Bahnhofsvorplatz versorgt. Wiesnbesucher werden auf der anderen Seite des Bahnhofs ankommen – und, wenn alles glatt läuft, am Hauptbahnhof gar nicht auf Flüchtlinge treffen. Außerdem werden auch hunderte von Polizisten an Münchner Bahnhöfen in Einsatz sein. Aber trotz allem – diese Münchnerin wirkt beunruhigt:
"Ich bin vielleicht n bisschen aufmerksamer, man hört ja, dass die Polizei aufstockt, dann aus'm Bekanntenkreis, wenn ich da die Leute reden hör, die sagen schon, hm, wir sind aufmerksamer."
Kein Grund zur Sorge, beruhigt Polizeivizepräsident Werner Feiler. Die Wiesn ist so sicher wie eh und je, sagt er.
"Wir haben ja unsere Einsatzkonzepte vom Oktoberfest wieder aufgebaut wie all die letzten Jahre, wir haben auch unsere Einsatzkräfte dafür, die Lage am Hauptbahnhof ist die letzten Tage auch wieder rückläufig."
Wegen der Grenzkontrollen landen weniger Flüchtlinge in München
Dass weniger Flüchtlinge nach München kommen, liegt unter anderem daran, dass die Grenzkontrollen wieder eingeführt worden sind. Viele verzweifelte Menschen schaffen es also gar nicht bis in die Landeshauptstadt, sondern werden schon an der deutsch-österreichischen Grenze aufgegriffen und mit Zügen und Bussen in Unterkünfte gebracht. Diese Züge sollen gerade während des Oktoberfests möglichst nicht nach München, sondern nach Nürnberg oder gleich in den Norden, Osten oder Westen Deutschlands fahren. Auf eine kleine Schwierigkeit müssen sich Wiesnbesucher in diesem Zusammenhang aber vielleicht doch einstellen, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann:
"Wir schließen nicht aus, dass im Lauf des Oktoberfestes auch der eine oder andere Sonderzug der von der Bahn eigentlich für die Wiesnbesucher eingeplant wird, benutzt werden muss, um Flüchtlinge zu transportieren."
Und auf dem Oktoberfest selbst? Da werden Einheimische und Touristen wohl selten auf Flüchtlinge treffen, glaubt die Stadt München. Für Neuankömmlinge ist die Wiesn nichts, sagt auch Yvonne Heckl vom Schaustellerverband. Die Leute müssten erst einmal richtig ankommen nach ihrer langen Flucht. Aber die Schausteller verkaufen Benefiz-Lebkuchenherzen für die Flüchtlinge und laden schon seit Jahren Flüchtlinge, die schon ein bisschen länger in München sind, aufs Oktoberfest ein:
"Die haben einfach nur große, große Augen, allein von der Anzahl der Lichter, die hier leuchten, von der Farbenprächtigkeit. Und dann fängt man einfach mit was Lustigem an."
Wiesnzelte ungeeignet als Flüchtlingsunterkunft
Also: Lieber Fahrgeschäfte als ein Zeltbesuch. Eben diese Zelte sind immer mal wieder im Gespräch, als Unterkünfte für Flüchtlinge, wenn das Oktoberfest vorbei ist. Problem dabei ist nicht nur, dass die Zelte nicht richtig winterfest sind. Georg Heide, der Wirt vom Bräurosl-Zelt sieht noch eine weitere Schwierigkeit:
"I moan, so Sachen, dass ma Flüchtlinge vielleicht in den Wiesnzelten unter bringt, ist ned so sinnvoll, weil derjenige der beim Abbauen mal dabei war, der weiß, das ist nicht menschlich, dass man da wen übernachten lässt."
Denn geschätzt sechs Millionen Besucher werden ihre Spuren hinterlassen. Und die sind nicht sehr appetitlich
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