Mobilität der Zukunft

02.04.2011
Das Erdölzeitalter geht zu Ende, Ressourcen werden knapper, Alternativen sind gefragt, auch in Sachen Mobilität. Deutschland soll Vorreiter dieser neuen Mobilität werden, der Elektromobilität. Bis 2020 – so das Ziel der Bundesregierung – sollen eine Million batteriebetriebene Autos auf den Straßen fahren. Verkehrsplaner setzen zudem auf Carsharing-Modelle, auf neue vernetzte Konzepte. Das Auto, wie wir es kennen, hat darin ausgedient.
"Die fetten Jahre der unüberlegten Mobilität sind vorbei","

sagt Hartmut Topp. Der ehemalige Leiter des Instituts für Mobilität und Verkehr an der TU Kaiserslautern gehört zu den bekanntesten Verkehrsexperten Deutschlands. Seine Prognose für 2030/2040:

""Das Auto, wie wir es derzeit kennen, wird es nicht mehr geben. Es wird ein E-Mobil sein, damit wird es teurer sein, und insofern gehe ich davon aus, dass auch unsere Mobilität teurer sein wird. Wir werden eine rationalere Verkehrsmittelwahl bekommen."

Der Verkehrsplaner, der Städte und Initiativen berät und an der AutoUni in Wolfsburg unterrichtet, weiß, wie schwer es sein wird, die Deutschen vom Auto zu entwöhnen, aber er ist optimistisch:

"Wir müssen die Alternativen in der gleichen Qualität anbieten wie die herkömmlichen. Wenn wir Carsharing flächendeckend anbieten, wenn die Anmietstation nur noch 300 Meter von der Wohnung entfernt liegt. Und dann der Spaßfaktor: Bei Sonne kann ich mir ein Cabrio nehmen, will ich meine neue Freundin beeindrucken, dann miete ich mir einen Porsche."

Er selbst hat sein Verkehrsverhalten bereits angepasst: In der Stadt fährt er einen Hybridwagen mit Benzin- und Elektromotor oder nutzt das Rad, weite Strecken erledigt er mit der Bahn und einer Bahncard 100.

"Eigentlich ist Mobilität das, was im Kopf stattfindet, eine geistige Beweglichkeit","

sagt Andreas Knie, Techniksoziologe von der TU Berlin. Der Geschäftsführer des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) in Berlin gehört zu den Verfechtern des Carsharings.

""Dass jeder sein eigenes Auto hat, von diesem Gedanken muss man sich in Zukunft befreien. Dass wir mit ein und demselben Auto zum Einkaufen um die Ecke fahren und in den Urlaub nach Italien, das wird sich erledigt haben."

Schwieriger werde es für ländliche Gebiete:

"Das Land ist Autoland. Der klassische ÖPNV ist auf dem Land praktisch nicht möglich. Nehmen Sie hier die Prignitz, die ist praktisch nicht besiedelt, da kommen Sie an einem individuellen Verkehrsmittel praktisch nicht vorbei."
Für Andreas Knie geht es nicht mehr um Grabenkämpfe Auto versus Bus oder Bahn, sondern um eine "neue Mobilitätskultur". Schließlich wachse die Zahl der Megastädte auf der Welt. Deutschland könne Vorreiter sein, auch bei der E-Mobilität. Es gehe darum,

"wie wir die sehr knappen Ressourcen Energie, Raum und Zeit so organisieren, dass wir eine lebenswerte, funktionsfähige Stadtentwicklung vorantreiben können. Und zu dieser post-fossilen Welt gehört damit auch, eine intelligente Autonutzung mit E-Fahrzeugen zu organisieren."

• Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?
• Wo müssen wir umdenken, worauf verzichten? Was werden wir gewinnen?
• Sind die Deutschen zum Umsteigen aufs E-Mobil bereit?

"Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?"
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit dem Techniksoziologen Andreas Knie und dem Verkehrsplaner Hartmut Topp. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen über die Gäste Andreas Knie und Hartmut Topp.
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