Mittler zwischen Rock und Klassik

Von Uwe Golz · 17.07.2012
Ohne seine legendäre Hammond-Orgel war Jon Lord nur ein halber Mensch. Der Keyboarder, der am Montag im Alter von 71 Jahren an Krebs gestorben ist, war ein Mittler zwischen den verfeindeten Schwestern Klassik und Rock und vermischte in seinen Kompositionen gerne die eine mit der anderen Welt.
Doch oder gerade wegen dieser Mittlertätigkeit war er auch ein geradliniger Rockmusiker und schuf mit seiner Band Deep Purple, die zu ihren besten Zeiten Ende der 1960er-Jahre als "die lauteste Band der Welt" galt, Klassiker des Rock. "Smoke on the water" ist nur einer davon.

Dieser Jon Lord hat Geschichte geschrieben, nicht nur einfach Rockgeschichte, ihn nur auf seine Zeit mit Deep Purple und die nachfolgenden Bands wie Whitesnake oder zuletzt sein Bluesprojekt "Hoochie Coochie Men" zu beschränken, wird ihm einfach nicht gerecht.

Lord, der zu Beginn seiner Karriere durch die Londoner Jazzclubs tingelte, der den großen Jazz-Organisten Jimmy Smith zu seinen Vorbildern zählte, wollte sich nie festlegen lassen. Und genau diese Haltung machte dann Deep Purple zu einer der kreativsten Rockbands ihrer Zeit. Sie prägten den Classic Rock, wie dieser Rockstil heute genannt wird, durch ellenlange Soli, die in ihrer freien Improvisation durch den Jazz beeinflusst waren. Im Fall von Jon Lord kam dann noch die klassische Musik hinzu, die er bereits als fünfjähriger Steppke am Familienklavier üben musste und wollte.

Es ist nicht dick aufgetragen, wenn man behauptet, ohne Jon Lord wäre Deep Purple nie dieser Platz in der Rockgeschichte beschieden gewesen. Noch zu den hehren Rockzeiten begann Lord an der Umsetzung seiner Idee von Klassik und Rock. Bereits 1969 komponierte er das "Concerto for group & orchestra".