"Mir ist die ganze Sache eine große Blamage"

Jonathan Livny im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 11.06.2012
Jonathan Livny, der Vorsitzende der israelischen Wagner-Gesellschaft, ist empört: Das erste große Konzert mit Musik von Richard Wagner in Tel Aviv musste abgesagt werden. Zu viele Proteste gegen den Komponisten, den viele mit dem Holocaust verbinden. Aufgeben will Livny aber nicht.
Richard Wagner sei das "letzte überlebende Symbol" für "die schlechten Beziehungen, die es gab zwischen Deutschland und Juden", sagt Livny. Deutsche Waren seien in Israel inzwischen sehr populär. Keiner habe etwas dagegen, einen Mercedes zu fahren oder einen Volkswagen. Die israelische Bahn setze Waggons aus Deutschland ein - auch hiergegen protestiere keiner, obwohl doch Juden in deutschen Waggons in die Konzentrationslager gebracht wurden. Wagner als Symbol werde aber aufrecht erhalten. "Viele Opfer des Holocausts sagen, dieses Symbol muss noch leben."

Es sei einfach, Wagner zu verdammen, weil nur wenige Menschen in Israel klassische Musik hörten. "Das stört niemanden." Er schäme sich noch, mit denen aus dem Ausland engagierten Sängern zu sprechen. "Mir ist das ganze eine große Blamage." Die Zahl der verkauften Karten für das Konzert zeigten ihm aber, dass es auch Fans von Wagner in Israel gebe. Die Proteste spornten ihn an, er wolle es auf jeden Fall noch einmal probieren.