Miet-Taxifahrer in China

Betrunken im eigenen Auto nach Hause

Shenzhen bei Nacht: Das neue China glänzt in den unterschiedlichsten Farben
Die südchinesische Elf-Millionen-Einwohnerstadt Shenzhen bei Nacht - hier bieten viele Miet-Taxifahrer ihren Service an. © picture alliance / dpa / Liang Jiahe
Von Steffen Wurzel · 31.12.2016
Mit dem eigenen Auto zum Feiern fahren und danach trotzdem sicher nach Hause kommen? Kein Problem in China. Entlang der Partymeilen chinesischer Städte stehen regelmäßig Fahrer, die Betrunkene in deren Autos nach Hause fahren. Die Fahrer lassen sich auch per App buchen.
Die Leyuan Lu in der südchinesischen Stadt Shenzhen ist eine Straße voller Kneipen. Dank milder Temperaturen kann man auch jetzt im Winter noch entspannt draußen auf Plastikstühlen auf dem Gehweg sitzen und frisch gegrille Krabben, Muscheln und Seegurken essen – und dazu gemütlich ein paar Bier trinken. Einer, der nicht zur Entspannung hier ist, sondern zum Arbeiten, ist Herr Zeng, seinen Vornamen will er nicht nennen.
"Ich fahre Betrunkene nach Hause", sagt der Anfang 40-Jährige. Und an seinem Pulli hat er auch ein kleines Leucht-Display befestigt, auf dem steht: Jiu hòu dài jià(酒后代驾), was sinngemäß so viel bedeutet wie: Nach dem Trinken fahre ich dich nach Hause. Das besondere: Zeng fährt seine Kunden in deren eigenen Autos nach Hause.
"Das hier ist eine typische Ausgeh-Straße. Viele Leute kommen zum Essen und eben auch zum Trinken her – danach wollen sie sich nicht mehr ans Steuer setzen – das ist ja auch verboten – für die ist mein Service natürlich praktisch."

Fahrer vorab reservieren oder auf der Straße ansprechen

In China gilt eine 0,0 Promille-Grenze im Straßenverkehr. Und in der Elf-Millionen-Einwohnerstadt Shenzhen nehmen es die Behörden doppelt genau: Autofahrer werden hier sehr genau kontrolliert, was Beleuchtung, Anschnallpflicht und eben auch Alkohol am Steuer angeht.
"Meine Kollegen und ich arbeiten für eine Service-Agentur. Dort macht man vorab eine Reservierung oder man spricht uns hier einfach direkt an der Straße an."
Der Miet-Taxifahrer Leyuan Lu
Leyuan Lu, der als Miet-Taxifahrer in der südchinesischen Stadt Shenzhen arbeitet.© Steffen Wurzel
Auch in den meisten anderen Städten Chinas lassen sich Taxi-Fahrer fürs eigene Auto buchen, am einfachsten über eine eingebaute Funktion in der beliebtesten chinesischen Taxi-App namens Didi. Kostenpunkt: Je nach Entfernung zahlt man ab fünf Euro für den Service. Dazu kommt dann noch das, was man dem Fahrer zahlt, damit der anschließend sicher zurückkommt.
"Wir machen uns natürlich eigenständig auf den Rückweg. Das wird uns auch gezahlt. Und die Art und Weise, wie wir nach Hause kommen, bestimmen wir."
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