Mein 9. November: Hans-Dieter Oehlke

26.10.2009
Hans-Dieter Oehlke, 60 Jahre alt und gebürtiger Bremer, hatte Verwandtschaft in der DDR, weil die Eltern seiner Frau 1949 aus der DDR geflüchtet und nach Bremen gekommen waren. Er heiratete seine Frau Renate 1971 und hatte von da an viel Kontakt zu ihrer Familie in der DDR, in einem kleinen Ort in der Nähe von Dresden.
Wir haben innerhalb der Familie herumtelefoniert, haben uns gefreut. Gewünscht hat sich das jeder. Aber es ist so: Da man die Besuche in der DDR viel gemacht hat, hat man auch eine gewisse Beklommenheit der Menschen gespürt, Ängste, vorsichtiges Auftreten. Bis hin, dass ich ein Erlebnis habe, was ich nie vergessen werde:

Wir saßen im "Kafts" abends beim Abendbrot und haben diskutiert, und ich, wie gesagt, in meiner sehr redseligen Art und auch offenen Umgang mit politischen Themen. Sagte da mal die Oma: "Pscht, pscht, es geht einer durchs Dorf!" Und das ist ein Schockerlebnis für einen Menschen, der in einer Welt großwird und großgeworden ist, wo er solche Ängste überhaupt nicht kannte und auch die Beklommenheit nicht. Man merkte schon, dass man unter vier Augen offener sprach als im Team.
Diese Erlebnisse haben diesen politischen Druck doch sehr spürbar gemacht für uns. Und wie dann die Grenze aufging, war das eine Befreiung, auch mental, auch für jemanden, der im Westen großgeworden ist mit Verbindung in die DDR.