Mein 9. November: Gabriele Karbaum

24.10.2009
Gabriele Karbaum, Jahrgang 1944, war vor der friedlichen Revolution in Görlitz als Allgemeinmedizinerin im Krankenhaus tätig.
Plötzlich wurden ja unsere Fernsehsender auch ganz aufgeschlossen, die zeigten ja alles, was wir vorher nie gesehen hatten. Niemand von uns wusste genau, was auf uns zukommt.

Was ich aber interessant fand, waren ja schon die Wochen und Monate vor dem Mauerfall. Die letzten zwei Jahre – würde ich denken, aus meiner Erinnerung – war ja ein Phänomen passiert, dass wir plötzlich alle keine Angst mehr hatten, aus irgendeinem Grunde. Die Angst, voreinander zu sprechen, die ging immer weiter zurück. Dann merkte man, wenn man hier was sagt, passiert ja gar nichts. Dann hat man plötzlich ganz frei gesprochen. Viele fuhren auch schon nach dem Westen, weil dann zugelassen wurde, zu Verwandten zweiten Grades zu fahren. Da kamen wieder mehr hin und her, alle haben erzählt, es war nicht mehr so eine Verschlusssache.

Wir haben geheult, also das ist heute noch ganz berührend, das kann man ja gar nicht nachempfinden. Das war ja unglaublich, also da haben alle Leute geheult vor Freude.