Mehr Selbstmorde durch die Wirtschaftskrise

10.09.2009
Durchschnittlich nehmen sich täglich weltweit nahezu 3000 Menschen das Leben, hat der Internationale Verband für Suizidprävention (IASP) anlässlich des heutigen Suizidpräventionstages ermittelt. Armin Schmidtke vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm befürchtet, dass die Wirtschaftskrise die Selbstmordrate erhöhen könnte.
Jüngste Untersuchungen zeigten deutlich, dass durch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auch die Suizidrate nach oben gehe, sagte der Würzburger Psychiater und Psychotherapeut anlässlich des Welttages der Suizidprävention. Die Arbeitslosigkeit bringe meist nur das Fass zum Überlaufen.

Viele Menschen litten unter der zunehmenden Härte auf dem Arbeitsmarkt. Die Unsicherheit erhöhe das Risiko von Depressionen und damit auch von suizidalen Gedanken.

Die Perspektivlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt sei auch einer der Hauptgründe für Jugendliche, Selbstmordgedanken zu entwickeln. Gefährdet seien insbesondere junge Menschen mit Migrationshintergrund. "Sie sind ja in solchen Zeiten besonders betroffen, finden keinen Arbeitsplatz, finden keine Lehre und werden also kaum in das Wirtschaftsleben integriert", warnte Schmidtke. Zudem sei die Gefahr der Vereinsamung groß.

Die Beratungsangebote in Deutschland für suizidgefährdete Menschen seien nicht ausreichend, kritisierte der Experte. Nötig seien insbesondere niederschwellige Angebote für Jugendliche, weil sie sich meist scheuten, direkt zum Psychiater oder in eine Klinik zu gehen. Aber auch bei der Betreuung älterer Menschen gebe es großen Nachholbedarf.

Jeder zweite Suizid in Deutschland betreffe derzeit eine Frau über 60 Jahren. Hauptgründe seien Vereinsamung, Armut und die Angst vor einer entwürdigenden Behandlung im Alter.


Das vollständige Gespräch mit Armin Schmidtke können Sie bis zum 10.2.2010 als
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title="MP3-Audio" target="_blank"]MP3-Audio[/url] in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.