Mehr als nur Belästigung

Von Lotta Wieden · 30.04.2008
Bewunderung schmeichelt, Zuwendung macht glücklich - normalerweise. All diese wunderbaren Dinge können aber auch zur Hölle werden, dann nämlich, wenn sie von einem Menschen kommen, mit dem man gar nichts zu tun haben will. Wenn sie zunehmend in Drohungen und Verfolgung übergehen und mit Forderungen nach Nähe verbunden werden.
"Er hat zehn Tage nicht angerufen, und dann ruft er auf einmal die Woche danach 30, 40, 50 Mal bei mir an - auf Handy, parallel auf dem Festnetz, und beschimpft mich, bedroht mich, und dann ist wieder Ruhe ein paar Tage, wo er nicht anruft, wo er nicht klingelt, keine Blumen schickt, keine Briefe schickt, und dann, ja auf einmal geht's von vorne los."

Drei Jahre lang wurde Christiane T. von ihrem Ex-Freund verfolgt. Er stellte ihr nicht nur zu Hause nach, sondern auch am Arbeitsplatz, beobachtete sie beim Einkaufen, reiste ihr sogar in den Urlaub nach. Bis die junge Frau alle Verbindungen zu ihrer Heimat kappte, in die Großstadt zog und damit - zumindest vorläufig - eine klassische Stalking-Spirale unterbrach.

"Stalking", dieses Wort kommt aus der englischen Jägersprache und heißt soviel wie "heranpirschen", "verfolgen" oder "nachstellen". Schätzungen zufolge machen elf Prozent der Deutschen in ihrem Leben einmal eine Stalking-Erfahrung. Die Täter sind überwiegend männlich, häufig sind es ehemalige Partner, die die Trennung nicht akzeptieren wollen, sich gedemütigt fühlen.

Um die Opfer Jahren besser zu schützen, beschloss der Bundestag vor gut einem Jahr ein neues Gesetz. Es besagt: Wer einem Menschen unbefugt über längere Zeit nachstellt, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen, in schwersten Fällen - etwa bei Todesfolgen - mit bis zu zehn Jahren.

Seither wurden in Deutschland mehrere tausend Fälle zur Anzeige gebracht, einige Täter sitzen bereits hinter Schloss und Riegel. Gut für die Opfer, die wieder ruhig schlafen können. Doch irgendwann kommen die Täter wieder frei. Und dann? Aufhören kann im Grunde nur der Täter, sagen Wissenschaftler - eine Frage der Einsicht.