Medienwissenschaftler befürchtet Schwächung des Persönlichkeitsrechts

26.07.2006
Angesichts des jüngsten Aufrufs der "Bild-Zeitung" an ihre Leser, Fotos von Prominenten einzusenden, hat der Mannheimer Medienwissenschaftler Jochen Hörisch vor massiven Verletzungen des Persönlichkeitsrechts gewarnt.
"Es ist absehbar, bis Fotos massenhaft zunächst im Internet und dann im Printmedium gezeigt werden, die wirklich hochgradig peinlich, sexistisch oder diskriminierend sind", sagte Hörisch im Deutschlandradio Kultur. Beim Versuch, die Grenze auszutesten, werde noch einiges auf die Leser zukommen, erklärte der Wissenschaftler: "Austesten kann man die Grenze natürlich nur, wenn man sie verletzt."

Langfristig befürchtet er eine Schwächung des Persönlichkeitsrechts. Wie auch in den USA würde dies bedeuten, dass das Persönlichkeitsrecht zwar einerseits geschwächt, andererseits bei groben Verstößen geradezu abenteuerliche Summen eingeklagt werden können. "Ich denke, die Persönlichkeitsrechte werden auf weite Sicht entwertet und die Juristen sorgen dafür, dass diese wieder aufgewertet werden."

Die Ursachen für den Qualitätsverfall sieht Hörisch unter anderem in den technischen Möglichkeiten: "Das Spannende ist, dass wir heute eine Medientechnik haben, die es jedem Laien ermöglicht, das zu machen, was früher nur hochspezialisierte Profis konnten."

Das vollständige Gespräch mit Jochen Hörisch können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.