Medien und Meinungen

Vier Milliarden Offliner, Hessischer Landtag von unten und die App "Ankommen"

04:07 Minuten
16.01.2016
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Weltbankbericht zur Digitalen Dividende Etwa 60 Prozent der Menschen sind von der Nutzung des Internets ausgeschlossen.





Weltbankbericht zur Digitalen DividendeWeltbankbericht zur Digitalen Dividende
Etwa 60 Prozent der Menschen sind von der Nutzung des Internets ausgeschlossen. In Indien leben tatsächlich die meisten Menschen ohne die digitale Technologie. Insgesamt ist der Bericht der Weltbank eher ernüchternd. Gerade wenn man überlegt, welche Hoffnungen immer mit dem Internet verbunden werden: Also Teilhabe für alle, freier Zugang zu Wissen und Information, Chancengleichheit. Das tritt für viele Menschen nicht ein. Die Weltbank warnt sogar vor einer neuen sozialen Unterschicht, weil bisher von den Vorteilen der digitalen Welt vor allem wohlhabendere und besser ausgebildete Bevölkerungsschichten profitieren. Besonders die Menschen in reichen, westlichen Ländern. Außerdem würde das Internet nicht automatisch mehr Wohlstand schaffen. Digitale Jobs erfordern Kompetenzen und verdrängen einfache Tätigkeiten. Die Folge: Der Konkurrenzkampf um schlecht bezahlte Jobs wird größer. Deshalb seien auch gute Ausbildungsmöglichkeiten für alle wichtig, damit jedem die positiven Seiten der digitalen Vernetzung zugute kämen.

»Hessischer Landtag von unten«

Der Hessische Landtag hat seine Facebook-Aktivitäten im letzten Jahr eingestellt. Trotz 1500 Fans. Deshalb will der Hamburger Politikberater Martin Fuchs freundlich einspringen. Er hat eine neue Seite für den Hessischen Landtag eingestellt und pflegt sie jetzt auch inhaltlich. Das kommt aber in Wiesbaden nur mittel gut an. Ein Pressesprecher des Landtags hat im Hessischen Rundfunk erklärt, das man die Löschung der Seite bei Facebook beantragt habe. Um die zu verhindern und keine Namensrechte zu verletzen, nennt Martin Fuchs seine Seite jetzt »Hessischer Landtag von unten«. Damit will er ein Zeichen setzen. Für ihn ist es nachlässig, wenn politische Institutionen nicht den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern über die sozialen Medien suchen.
Im Breitband-Interview sagt Martin Fuchs:<i> "Wenn man sich demokratietheoretisch anschaut, was zum Beispiel die Demokratie gefährdende Institutionen oder Organisationen wie Pegida oder die NPD, die AFD auf Facebook machen, die sind nämlich sehr erfolgreich dort, dann finde ich es schon fast die Pflicht einer demokratischen Institution, Facebook auch weiter zu nutzen, zumal wenn man damit schon begonnen hat.</i>



Deshalb will Martin Fuchs auch so lange mit seiner Seite für den Hessischen Landtag weitermachen, wie man ihn lässt. Mit welchen Inhalten er das Angebot bestücken möchte und welche Unterstützung er sich erhofft, berichtet er hier im kompletten Interview.




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Die neue App »Ankommen«


Die App soll Geflüchteten nicht nur bei den ersten Deutsch-Vokabeln helfen. Sie soll auch Wegbegleiter für die ersten Wochen hier bei uns sein, Orientierung geben und die wichtigsten Fragen beantworten. Zum Asylverfahren, zu Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten, aber auch zum Miteinander und Leben in Deutschland. Die App ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, der Bundesagentur für Arbeit und dem Goethe-Institut. Der Bayrische Rundfunk hat die Anwendung entwickelt und realisiert.Bisher gibt es »Ankommen« in fünf Sprachen im Google Play Store. Traurige Randnotiz: Mittlerweile schreiben selbst dort in die Bewertungen immer wieder geistlose Gestalten Hasskommentare.
Die Medien und Meinungen heute mit Tim Wiese.
Foto: flickr CC von chav gecko