Medien und Meinungen

Untersuchungsausschuss-Leaks, Werbeausblendungen und Supermodel-Abbruch

05:01 Minuten
16.05.2015
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Die Meldungen hat diese Woche Marcus Richter mitgebracht: Untersuchungsausschuss Leaks Die Snowden-Enthüllungen und der NSA-Skandal stürzen uns immer wieder in einen seltsamen Zwiespalt: Einerseits wissen wir, dass wir überwacht werden - andererseits wissen wir es nicht genau, weil die Aufarbeitung selbst häufig nichtöffentlich passiert.
Die Meldungen hat diese Woche Marcus Richter mitgebracht:
Untersuchungsausschuss Leaks

Die Snowden-Enthüllungen und der NSA-Skandal stürzen uns immer wieder in einen seltsamen Zwiespalt: Einerseits wissen wir, dass wir überwacht werden - andererseits wissen wir es nicht genau, weil die Aufarbeitung selbst häufig nichtöffentlich passiert. Der NSA-Untersuchungsausschuss im Bundestag ist da ein gutes Beispiel: Er soll aufklären, wie uns die Geheimdienste ausspionieren, arbeitet aber selber teilweise nicht-öffentlich. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat jetzt 1300 Seiten Sitzungsprotokolle veröffentlicht, darunter auch einige nichtöffentliche. Es gab als Reaktionen Stimmen, die meinten, dass die Veröffentlichung schädlich sei.
Volker Tripp vom Lobbyverein Digitale Gesellschaft befürchtet in einem Interview mit detektor.fm, das der Leak von der Bundesregierung Regierung zum Anlass genommen wird, dem Ausschuss in Zukunft noch weniger Informationen zu geben.
Unionfraktionschef Volker Kauder sagte dann auch passend der Zeitung "Die Welt": "Ein Parlament und speziell ein Untersuchungsausschuss wird doch seinen Aufgaben nicht gerecht, wenn als geheim eingestufte Dokumente in Zeitungen oder im Internet auftauchen."
Diese «geheimen» Dokumente bringen auch keinen großen Erkenntnisgewinn: Zum großen Teil sind das öffentlich verfübare Informationen, die wenigen Details der nichtöffentlichen Sitzungen sind nicht wirklich interessant. Kollege Falk Steiner kommentiert im Deutschlandfunk, dass der Leak mehr schadet, als nutzt: "Erstens: den Abgeordneten, die nun die Seriosität der Arbeit des Parlamentes infrage gestellt sehen - und damit zugleich kostenlose PR für Wikileaks machen. Zweitens: der Enthüllungsplattform, die sich damit eher lächerlich macht, dass sie als große Heldentat feiert, zu veröffentlichen, was zuvor auch schon keinen "Geheim"-Stempel trug."
Die Gefahr besteht also, dass hier der Untersuchungsausschuss, der ohnehin kein so scharfes Werkzeug ist, wie wir uns das vielleicht wünschen, weiter geschwächt wird. Für eine Veröffentlichung, die nicht wirklich weiter hilft. Also eher ein nicht so sinnvoller PR-Stunt von Wikileaks, als eine wichtige Enthüllung.
Mobilkonzerne blockieren Google-Werbung

Mobilfunkkonzerne wollen das mobiles Internet so verändern, dass klassische Webanzeigen ausgeblendet werden. Anzeigen in sozialen Medien wie Facebook oder Twitter wären nicht betroffen. Dass wird erstmal als Dienst am Kunden dargestellt. Das eigentliche Ziel ist aber laut Nachrichtendienst Heise: Die Mobilfunkbetreiber wollen an den Werbeeinnahmen beteiligt werden, die Pläne richten sich also direkt gegen Werbetreibende und da natürlich ganz vorne dabei: Google.
Das Gefährliche daran: Damit greifen die Mobilfunkanbieter und diskriminieren bestimmte Inhalte, verletzen damit die sogenannte Netzneutralität. Wenn Sie damit durchkommen, könnte das ein gefährlicher erster Schritt in eine neue Richtung sein: Wann immer die Mobilfunkanbieter mehr Gewinn wittern, könnten sie weitere Teile des Netzes aussperren: Für datenintensive Dienste wie Videostreaming wurde das schon häufiger überlegt.
Supermodel-Abbruch in den Sozialen Netzwerken

Das Staffelfinale von"Germanys Next Top Model" wurde diese Woche live übertragen - musste aber wegen einer Bombendrohung vorzeitig beendet werden "Germanys Next Top Model" wurde diese Woche live übertragen - musste aber wegen einer Bombendrohung vorzeitig beendet werden. Informationen gab es nur über das Netz, besonders stach ein Livevideoreporter von Bild heraus, der den Dienst "Periscope" nutzte. Passiert ist zum Glück nichts, aber danach entspann sich die Diskussion: Ist das "Periscope" die Zukunft des Journalismus?
Man kann klar sagen: Vielleicht! Wie Tobias Gillen bei Basic Thinking gut herausgearbeitet hat: Dieser Livevideostream war eine der wenigen Quellen, über die man aktuelle Informationen bekam. Andererseits hatte er "nur" 3000 Zuschauer - das ist nichts im Vergleich zu Topmodel-Einschaltquoten - die lag am Anfang der Sendung bei 2,2 Millionen Zuschauern. Interessant auch zwei andere Beobachtungen von Gillen: In Twitter war es unter den passenden Hashtags schwierig, Informationen zu finden, weil zuviel alberne Scherze oder Betroffenheit ankam. Und: Facebook ist, wenn man nicht explizit sucht, anscheinend viel zu langsam - der Algorithmus, der die Timelines verändert, lässt keinen Platz für sekundenaktuelle Meldungen, wer es eilig hat ist da dann doch bei Twitter besser aufgehoben.
Aber das könnte sich bald ändern - Facebook experimentiert ja gerade mit einem neuen Format, den sogenannten "Instant Articles".