Medien und Meinungen

Stop Online Piracy Act, CC 4.0, Facebook-Lob

03:58 Minuten
17.12.2011
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In der ersten Meldung beschäftigt uns SOPA, ein umstrittenes Gesetzes-Vorhaben zu Online-Piraterie, das gerade in den USA verhandelt wird.
In der ersten Meldung beschäftigt uns SOPA, ein umstrittenes Gesetzes-Vorhaben zu Online-Piraterie, das gerade in den USA verhandelt wird. Unternehmen und Organisationen machen im Netz dagegen massiv mobil. Kritiker befürchten, dass der «Stop Online Piracy Act» das Web 2.0 unmöglich machen könnte und eine Infrastruktur für Zensur schaffe. Die geplanten Regelungen würden es den USA gestatten, Internetanbieter zur Sperrung von Webseiten zu zwingen, sobald der Verdacht besteht, dass das Urheberrecht oder Markenrecht verletzt worden ist. Vorangetrieben wird dieses Vorhaben vor allem durch die Filmindustrie in den USA. Käme das Gesetz in Kraft, wären Anbieter im Netz verpflichtet, ihre Inhalte aktiv zu kontrollieren. Dagegen mobil machen Firmen wie Facebook, Google und Wikimedia, aber auch die Electronic Frontier Foundation und Avaaz. Diese Firmen und Organisationen sehen die Freiheit im Netz durch SOPA massiv bedroht, denn damit könne das Urheberrecht als Vorwand missbraucht werden, um Seiten zu sperren und aus Suchergebnissen auszuschließen. Selbst das Verlinken auf Inhalte, die Urheberrechte verletzen, könnte mit SOPA problematisch sein. Markus Beckedahl von Netzpolitik.org hält den Grundgedanken von SOPA für absurd: "Diejenigen, die eigentlich nur die Infrastrukturen zur Kommunikation bereitstellen, macht man zu Hilfssheriffs.»
Um Urheberrechte geht es auch in der zweiten Meldung. Creative Commons plant eine neue Version der Netz-Lizenzen. Denn mit dem System der derzeitigen CC-Lizenzen, Version 3.0, gibt es in der Praxis immer wieder Probleme. Bei den nichtkommerziellen NC-Lizenzen ist unsicher was kommerzielle Nutzung ist und was nicht. Ein weiteres Problem ist, dass sich Datenbanken nur schwer per Creative Commons lizensierbar sind. Außerdem setzen sich die CC-Anhänger mit der Frage auseinander, wie global die Lizenzverträge vereinheitlicht werden können. Die neue, vierte Version des Lizenzmodells soll schon vor dem ersten Entwurf öffentlich diskutiert werden. In etwa einem Jahr sollen die Creative Commons 4.0 Lizenzen der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Zum Schluss noch eine ziemlich sensationelle Meldung: Deutsche Datenschützer loben Facebook! Das klingt unglaublich, ist aber wahr. Anlass ist, dass Facebook die sogenannte Chronik für deutsche Nutzer zugänglich macht. Damit wird das Facebook-Profil zu einem digitalen Lebensarchiv, das bis zur Geburt zurück geht. Dargestellt wird das als Zeitstrahl, in den man jetzt auch Ereignisse aus der Vergangenheit nachtragen kann. Der Hamburger Datenschutzbeauftrage Johannes Caspar lobt, dass Facebook die Chronik nicht jedem ungefragt aufdrückt. Man darf noch eine Woche an ihr herumbasteln, bevor sie für andere sichtbar wird - um zum Beispiel alte Einträge, die aus der Facebookvergangenheit in der Chronik hochkommen, wieder herauszunehmen. Datenschützer Caspar sieht die Chronik gleichzeitig aber auch kritisch, wegen der Datenmengen. Die Reaktionen im Netz sind gemischt: Insgesamt findet die Chronik viel Zuspruch. Einige Facebook-Nutzer sollen sich schon bei Facebook abgemeldet haben, weil sich die Chronik nicht mehr deaktivieren lässt.
Foto: Screenshot wordle.net