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50 Jahre Zukunft in Vegas, Threema kritisiert neues Gesetz

05:45 Minuten
07.01.2017
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von Jochen Dreier Consumer Electronics Show feiert Jubiläum Am Donnerstag wurde offiziell die CES, die Consumer Electronics Show in Las Vegas eröffnet.
von Jochen Dreier
Consumer Electronics Show feiert Jubiläum
Am Donnerstag wurde offiziell die CES, die Consumer Electronics Show in Las Vegas eröffnet. Traditionell werden dort neue technische Produkte für den Massenmarkt vorgestellt und die Richtung für das kommende Jahr vorgegeben. Dieses Jahr feiert sie aber auch noch Jubiläum!
Seit 50 Jahren findet sie statt. Deshalb schauen wir zurück auf die Bedeutung der Veranstaltung früher und heute: Als sie 1967 das erste Mal eröffnete, damals noch in New York und im Sommer, da befanden sich die USA tief im Vietnamkrieg, China in der Kulturrevolution und der Wettlauf zum Mond sollte erst zwei Jahre später enden ...
Luxus-Produkte für den Konsumenten waren immer das Standbein des Kapitalismus. Und der Markt der Elektrogeräte für den Haushalt wuchs in der westlichen Welt damals rasant. Jeder hatte Radios und die meisten Haushalte auch einen Schwarz-Weiß-Fernseher. Seit Mitte der 60er waren Farbfernsehgeräte der letzte Schrei.
Auf der ersten CES 1967 waren Taschenradios und erste Schaltkreise in TV-Geräten große Aufreger, ein Jahr später ein Radio fürs Handgelenk. Trotzdem: Wenn man das heute so hört, dann klingt das natürlich nach nichts. Farbfernsehen, pff ...
Doch wenn man sich vergegenwärtigt, dass im gleichen Jahr Bundeskanzler Willy Brandt bei einer Live-TV-Übertragung das Farbfernsehen bundesweit offiziell startete, wird einem bewusst, welche Bedeutung diesen technischen Entwicklungen beigemessen wurden.
Das Konzept einer Messe war natürlich überhaupt nicht neu. Man kann aber einen anderen Vergleich ziehen: Solch eine Show der Superlative und Zukunftstechnologien gab es vorher auch schon - mit dem Namen "Weltausstellung". Dort zeigten eben Staaten, was sie können und wie sie sich die Zukunft vorstellen.
Auf der CES waren es Unternehmen, die die sogenannte »Zukunft« zu den Menschen nach Hause brachten ... und damit viel Geld verdienten.
Kleines Ratespiel: Was hat mehr Eindruck hinterlassen? Die Expo 2000 in Hannover oder die Mixrosoft Xbox, die 2001 das erste Mal in Las Vegas präsentiert wurde? Andere prägende Technologien, die auf der CES der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, war der Commodore 64, der Atari, Videorekorder oder HD-TV.
2017 geht es vor allem um intelligente und selbstfahrende Autos und vernetzte Haushaltsgeräte, die manchmal absurd sind: Smarte Haarbürsten oder einen Schuh, der sich per App binden lässt. Virtuelle Realität ist weiterhin ein großes Thema.
Und dann gibt es den Trend, aus »Full« »Ultra« zu machen. Full HD wird zu Ultra-HD, Ultra-Sound in Fernsehern. Manchmal fragt man sich, wann der Industrie die Superlative ausgehen.
Seit einiger Zeit hat die CES aber auch nicht mehr diese eben beschriebene Strahlkraft. Die Industrie setzt immer mehr auf eigene große Shows: Google Entwicklerkonferenzen oder Produktankündigungen à la Apple. Der Konsument wird außerdem das ganze Jahr über mit Neuheiten zugeschüttet - hier ein neues Smartphone, da eine Smartwatch, vernetzte Glühbirnen aus dem Möbelhaus ...

Threema kritisiert neues Gesetz
Wir bleiben in der Gegenwart, springen aber zurück auf den europäischen Kontinent. Der Schweiz steht eine gesetzliche Vorratsdatenspeicherung bevor. Deshalb hat der vor allem im deutschsprachigen Raum beliebte Krypto-Messenger Threema gedroht, die Schweiz als Firmensitz zu verlassen.
Die Schweizer wollen damit ein Zeichen setzen. Denn eine neue Verordnung soll nun auch Messaging-Dienste bzw. alle Apps mit Kommunikationsschnittstelle dazu zwingen, Verbindungs- und Standortdaten ihrer Nutzer für sechs Monate zu speichern. Allerdings nur bei einem relevanten Ereignis - wie beispielsweise bei einem Terroranschlag.
Dabei gibt es bei Threema nach eigenen Angaben sowieso nichts zu holen. Der Dienst sei extrem Daten-sparsam konzipiert. Er speichert keine Verbindungsdaten oder Logs. Alles was die Behörden bekommen könnten, wären die öffentlichen Schlüssel und das Datum des letzten Logins. Die Schweizer Verordnung zeigt aber mal wieder, dass der Wahnsinn um die möglichst umfassende Speicherung weitergeht. Egal ob sinnvoll oder nicht.
Bild: Motel with Color TV von Jenni C auf Flickr, CC BY