Massenstrandungen von Walen

Ihr sozialer Sinn wird ihnen zum Verhängnis

Gestrandete Kurzflossen-Grindwale in der Hamelin Bay
Gestrandete Kurzflossen-Grindwale in der Hamelin Bay © Parks And Wildlife Service / WA DEPARTMENT OF BIODIVERSITY, CONSERVATION AND ATTRACTIONS / dpa
Harald Benke im Gespräch mit Dieter Kassel · 27.03.2018
150 Grindwale sind am Wochenende an Australiens Küste gestrandet, nur vier davon haben überlebt - trotz intensiver Bemühungen, sie ins Wasser zurückzubringen. Harald Benke, Direktor des Deutschen Meeresmuseums, erklärt, warum es selten gelingt, gestrandete Wale zu retten.
Massensterben an der australischen Westküste: Nur vier der 150 Kurzflossen-Grindwale, die dort am Wochenende gestrandet waren, konnten gerettet werden. Und das, obwohl zahlreiche Helfer mit Kränen und anderem Gerät sich intensiv bemühten, die Tiere ins Wasser zurückzubringen.
"Das Problem ist, dass immer einige noch am Ufer liegen, die rufen um Hilfe, die anderen Tiere, die Sie gerettet haben, drehen um, kommen zurück, um den Artgenossen dann wieder zu helfen", erklärte Harald Benke, Direktor des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund. Das sei auch der Grund, warum in der australischen Hamelin Bay nur wenige Tiere gerettet werden konnen, "die sie dann auch noch auf die andere Seite geflogen oder gebracht haben, dass sie gar nicht mehr die anderen Tiere der Gruppe hören konnten", so der Biologe im Deutschlandfunk Kultur.

"Massenstrandungen haben gewaltig zugenommen"

Grundsätzlich seien Massenstrandungen von Walen kein modernes Phänomen, sondern schon vor Jahrhunderten vorgekommen, betont Blenke. "Die Häufigkeit von diesen Strandungen – das kann man wirklich nachweisen –, die hat gewaltig zugenommen." Dafür kämen verschiedene Gründe in Betracht. Erhöhte Aktivität von Sonnenflecken etwa oder Erdbeben: Diese veränderten die Magnetfeldlinien, an denen sich Wale höchstwahrscheinlich orientierten.
"Das hat zur Folge, dass die Wale gelernt haben, einen bestimmten Kurs zu schwimmen, und dann nach soundsovielen Tagen biege ich ab und schwimme in die andere Richtung", sagt der Direktor des Deutschen Meeresmuseums. "Und wenn sich diese Kurse geändert haben, also die Linien, an denen sie schwimmen, dann kann es schon sein, dass sie plötzlich auf dem falschen Weg sind."
Auch der zunehmende Lärm in den Meeren erschwere den Walen die Orientierung, da sie mit einem Echoortungssystem arbeiteten. So werde immer wieder der Krach von Schiffen und Ölplattformen als Grund dafür genannt, warum sich auch in der Nordsee immer wieder Wale "verschwimmen". Auch militärische Sonareinsätze spielten dabei eine Rolle, sagt Blenke:
"Bei denen ist zum Beispiel nachgewiesen, dass die tief tauchenden Zahnwale damit riesige Probleme haben, mit dem Sonar, und dieser zunehmende Krach sorgt dafür, dass sie sich nicht mehr vernünftig orientieren können, und dann kann passieren, dass sie natürlich falsch schwimmen."
(uko)
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