Maren Kroymanns neue Satiresendung: KROYMANN

"Zwei Kandidaten mit je einer Behinderung"

In ihrer Satiresendung KROYMANN macht sich Maren Kroymann über Geschlechterrollen und Genereationenkonflikte lustig.
In ihrer Satiresendung KROYMANN macht sich Maren Kroymann über Geschlechterrollen und Genereationenkonflikte lustig. © © Radio Bremen, SWR, NDR, rbb - Joseph Strauch
Maren Kroymann im Gespräch mit Nicole Dittmer und Axel Rahmlow · 27.12.2017
Ist Frau-Sein eine Behinderung, wenn es darum geht, Karriere zu machen? Mit viel schwarzem Humor nimmt Maren Kroymann in ihrer Satire-Sendung KROYMANN Geschlechterrollen aufs Korn. In der #MeToo-Debatte fordert sie eine Balance aus Anklage und Selbstanalyse.
Stellen Sie sich vor: Sie bewerben sich um einen wichtigen Posten in einer Bank und alles was zählt ist, ob Sie mehr Behinderungen aufweisen können, als Ihr Konkurrent. Klingt nach einem Scherz? Ist es auch. In ihrer Satire-Sendung treibt Maren Kroymann die Gleichberechtigungs- und Integrationsdebatte auf die Spitze und führt sie ad absurdum. Das klingt dann so:
"Für Frau Doktor Barthus spricht natürlich erstens ihre Kompetenz, zweitens ihre Erfahrung und drittens – dass sie eine Frau ist."
"Für Doktor Brand spricht seine lange Betriebszugehörigkeit und er ist seit drei Jahren auch noch – querschnittsgelähmt."
"Da haben wir zwei Kandidaten mit je einer Behinderung."
Anfang des Jahres wurde die erste Folge von Kroymanns Satiresendung in der ARD gezeigt und überzeugte nicht nur die Zuschauer. Gleich die erste Folge erhielt den Juliane Bartel Medienpreis – wegen des "satirisch-bitterbösen, teilweise auch selbstironischen Blicks auf die Geschlechterverhältnisse in Deutschland". Dass die ARD sie bat, zwei weitere Folgen zu produzieren, die im Februar und März 2018 gezeigt werden, überraschte Maren Kroymann trotzdem:
"Ich habe ja 20 Jahre lang keine Sendung gemacht. Und ich war überhaupt überrascht, dass wir wieder eine Sendung machen durften nach all diesen Jahren. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet."

Satirischer Blick auf Geschlechterollen

In ihrer Satiresendung thematisiert die 68-Jährige mit viel schwarzem Humor nicht nur Generationen-Konflikte, sondern auch das Verhältnis von Mann und Frau. Dass die #MeToo-Debatte zu einer gesellschaftlichen Diskussion von Geschlechterrollen und damit verbundenen Machtstrukturen geführt hat, begrüßt Kroymann.
"Natürlich war ein Hauptthema im vergangenen Herbst die Übergriffe Spacey, Weinstein und so weiter. Das sind ja Themen, die hatte ich schon vor 20 Jahren im Programm. Und es ist für mich eine riesige Genugtuung, dass diese Themen, die damals als Frauenthemen abgetan wurden, dass die als gesellschaftliche Themen allmählich wahrgenommen werden. So schrecklich es ist, was da alles rauskommt, aber es ist eine Chance, dass die Tragweite dieses Themas begriffen wird."
In Hinblick auf die #MeToo-Debatte ist es Maren Kroymann wichtig, in der Diskussion zwischen sexuellen Straftaten und einem allgemeinen Sexismus zu unterscheiden. Wer den allgemeinen Sexismus kritisiere, müsse bereit sein, auch einen kritischen Blick auf das eigene Verhalten zu werfen, erklärt die Satirikerin:
"In so einem heiklen Fall wie #MeToo, die ganze Debatte, geht es natürlich darum, dass Frauen Opfer geworden sind und dass es Schuldige gibt. Ich selber, als Maren, denke weiter und denke zum Beispiel: Wieso hat niemand etwas gesagt? Das sind Fälle, die 20, 30 Jahre her sind, wir alle haben es im Grunde mitgekriegt, wir wussten davon, wir steckten mittendrin vielleicht. Vielleicht haben wir uns auch anders verhalten und haben deswegen zum Beispiel keine Karriere-Chancen gehabt."

Balance zwischen Anklage und Selbstanalyse

Eine differenzierte Auseinandersetzung müsse zwischen sexuellen Straftaten und gesellschaftlicher und individueller Verantwortung unterscheiden, findet Kroymann.
"Es ist schwierig die Balance zu finden zwischen Anklage und Analyse auch des eigenen Verhaltens."
Und obgleich die #MeToo-Debatte aufzeige, dass es immer noch Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen gebe, ist es Kroymann wichtig, Frauen nicht nur als Opfer zu betrachten:
"Trotzdem sehe ich uns Frauen auch als Subjekte. Wir haben auch eine Macht. Auch damals gehabt. Aber heute besonders. Und wir können die Situation vielleicht verändern. Wenn Frauen zum Beispiel abhängig sind von einem mächtigen Mann – jetzt ist die Gelegenheit auszusteigen! Jetzt ist die Gelegenheit es öffentlich zu machen! Denn jetzt gibt es eine Empathie und es gibt auch eine große Öffentlichkeit für dieses Thema."
(mw)
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