Manifesta in Palermo

"Manchmal möchte man auf Bilder seiner Familie schießen"

Loredana Longo verarbeitet in ihrer Kunst auch Fluchtthemen. Ein Bild mit Flüchtlingen, die über einen Zaun springen.
Loredana Longo verarbeitet in ihrer Kunst auch Fluchtthemen. © Courtesy Pantaleone Gallery, Palermo
Loredana Longo im Gespräch mit Vladimir Balzer · 15.06.2018
Sie hatte Lust, auf Fotos ihrer Familie zu schießen und hat es dann einfach gemacht - als Kunstprojekt: Die Künstlerin Loredana Longo stellt auf der Manifesta in Palermo aus. Im Gespräch erklärt sie, warum eine sizilianische Familie anders ist.
"Wissen Sie, manchmal möchte man auf Bilder seiner Familie schießen - dafür kann es Gründe geben", sagt die Künstlerin Loredana Longo. Die Sizilianerin stellt auf der Manifesta in Palermo aus. "Spannungen in der Familie sind in der Kindheit und Jugend am stärksten", erklärt sie weiter. Die Wand, an der die Familienfotos ihrer echten Familie hängen, sei aus Pappmaschee. Sie habe die durchschossene Wand dann in die Ausstellung gebracht.

Was macht ihre Familie so besonders?

"Die sizilianische Familie ist meist aufgebaut wie ein Clan, eine patriachale Struktur, der Vater als Familienoberhaupt, danach kommen die Söhne", erklärt Longo. Hinzu komme im Fall von Sizilien die Insellage. "Alle sind auf sich selbst bezogen, die Familie rotiert um sich."

Obwohl ihre Mutter stark und sehr präsent sei, aber dennoch sei ihre Familie typisch sizilianisch. In ihrer Kunst beschäftigt sie sich häufig mit sizilianischen Großfamilien. Sizilien selbst sei kein guter Ort zum Arbeiten, sagt die Künstlerin. "Hier kann man sich nicht entwickeln." Sie sei deshalb nach Mailand gezogen. "Und dennoch komme ich ständig nach Sizilien zurück - wie jetzt wieder." Sie besuche dann ihre Familie, sie sei angebunden an die Insel und das sei wieder typisch sizilianisch.
Arbeit der Künstlerin Loredana Longo
Arbeit der Künstlerin Loredana Longo.© Loredana Longo
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