"Man muss messen"

22.03.2011
Nach Einschätzung des Strahlenbiologen Edmund Lengfelder ist die Gefahr derzeit gering, dass infolge des Atomunfalls in Japan radioaktiv belastete Lebensmittel nach Deutschland gelangen.
Lengfelder sagte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur, zwar könnten die erhöhten Konzentrationen radioaktiver Stoffe, die im Meerwasser gemessen wurden, durch die Strömungen in weiter entfernte Gebiete transportiert werden. Die freigesetzten Mengen seien aber für Entfernungen bis zum Atlantik oder dem Nordpolarmeer bislang nicht problematisch.

Betroffen seien vor allem die küstennahen Gebiete im Umkreis von einigen Hundert Kilometern. "Da muss man den Fischfang genau kontrollieren." Ob es weitergehende Gefährdungen gebe, könne man erst beurteilen, "wenn man solide Messwerte über gefangene Fische und deren Inhalt" hat.

Der Leiter des Otto-Hug-Strahleninstituts in München bemängelte, dass bislang zu wenig verlässliche Daten veröffentlicht würden. Er habe entsprechende Werte bislang vor allem aus den Medien erfahren. "Ich habe noch keine originären Messdaten gesehen von Stellen, wo ich sagen würde, denen würde ich vertrauen."

Lengfelder zeigte sich überzeugt, dass Japan über die technischen Möglichkeiten für ausreichende Messungen verfügt. Er sei aber skeptisch, "ob konsequent gemessen" und die Öffentlichkeit über die Ergebnisse ausreichend informiert wird. Aus den letzten beiden Wochen habe er den Eindruck, "dass hier die Öffentlichkeit - und dann auch die westliche Öffentlichkeit - nicht angemessen und nicht wahrheitsgemäß unterrichtet wird".


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