Mainzer Staatsorchester mit Peter Hirsch

Meisterhaft verwandelt

Der Dirigent Peter Hirsch
Der Dirigent Peter Hirsch © Erika Koch/Website Peter Hirsch
26.01.2016
Robert Schumanns Violinkonzert steht in diesem Konzert des Mainzer Staatsorchesters neben drei eher ungewöhnlichen Stücken von Alban Berg, Ferruccio Busoni und Alexander Zemlinsky. Peter Hirsch ist der Dirigent, Carolin Widmann die Violinsolistin.
Eigentlich mag Peter Hirsch derart kleinteilige Programme nicht. Das von diesem Abend hat er aber regelrecht komponiert. Wir sollen und werden beim Hören die großen und kleinen klanglichen Verschränkungen hören.
Mit Alban Bergs kurzer Klaviersonate im Orchesterformat wird eröffnet, ein doppeltes Gesellenstück könnte man sagen: Das Opus 1 von Berg – der klangliche Meisterbrief nach dem Studium bei Arnold Schönberg. Dieses Opus hat der 1959 geborene niederländische Komponist Theo Verbey schon als Student in ein meisterhaftes Orchesterwerk umgeformt.
Robert Schumanns Violinkonzert ist ein Werk "auf dem Weg" - wurde lange unter Verschluss gehalten, die Sachwalter seines Erbes hielten es zunächst für musikgeschichtlich nicht relevant. 84 Jahre später war die Uraufführung – und diese wurde als propagandistischer Akt nationalsozialistischer Kulturpolitik inszeniert – als Gegen-, ja Ersatzstück für das damals äußerst beliebte Violinkonzert Felix Mendelssohn Bartholdys. Das Konzert eines sächsischen protestantischen Romantikers sollte dasjenige eines preußischen protestantischen Romantikers ersetzen. Nur Rassisten sahen und sehen einen Unterschied zwischen Schumann und Mendelssohn, die sich gegenseitig hochgradig schätzten.
Auf Schumanns Konzert folgt in diesem Mainzer Konzerts ein Werk von Ferruccio Busoni: "Sarabande und Cortège für Orchester op. 51" sind Nebenprodukte seiner Arbeit an der Oper "Doktor Faust". Bestimmend für die Musik ist hier die Zahl 3 – drei Flöten und drei Posaunen sind besetzt, und ein auf einer Terz aufgebautes Thema taucht auf.
Am Schluss steht Musik von Alexander Zemlinsky – dem Lehrer Arnold Schönbergs und Freund Alban Bergs. Entstanden 1934 ist diese Sinfonietta ein Werk, das modern wirkt, ohne von der Tradition zu lassen. Zemlinsky verstand es genau wie die drei anderen Komponisten des Abends, den Gegensatz zwischen Tradition und Moderne meisterhaft zu verwandeln in ein Feld der gegenseitigen Verschränkung.
Staatstheater Mainz
Aufzeichnung vom 22. Januar 2016
Alban Berg
Klaviersonate op. 1
(Orchesterfassung von Theo Verbey)
Robert Schumann
Konzert für Violine und Orchester d-Moll
Ferruccio Busoni
Sarabande und Cortège für Orchester op. 51
Alexander Zemlinsky
Sinfonietta op. 23
Carolin Widmann, Violine
Staatsorchester Mainz
Leitung: Peter Hirsch